by murkswallow
Erstaunlich, wie viel nur ein einziger Mensch anrichten kann und wie er eine unschuldige, verträumte Kreatur mit einem guten Herzen in eine elende Seele im gehassten Körper verwandeln kann.
Die Wohnung stand nun leer. Das Sterbebett der Mutter sowie die Möbelstücke wurden mit einer Plastikdecke bedeckt, das Geschirr und die Spiegel herausgebracht. Die Briefe von Amaia hatte allerdings niemand entdeckt. Sie lagen immer noch da, in der Schublade ihres kleinen Holznachttisches, der aus Versehen oder Nachlässigkeit nicht mitgenommen wurde. Sie waren das einzige Andenken an die junge mutige Amaia, die die Liebe verbreiten und ihr eigenes Glück finden wollte. So verstaubte die Wohnung und bewahrte die alten Erinnerungen, bis einer der schlauen Immobilienmakler sie zum Verkauf mit einem erschwinglichen Preis gestellt hat.
Die Stadt besaß das alte Flair, die Bewohner versammelten sich weiterhin in den Straßen und gingen in die Kirche oder in die Kneipe. Das Meer wurde etwas unruhiger und lauter, als würde es eine Geschichte erzählen wollen. La Estrella gab eine neue Stellenausschreibung auf und lockte nach wie vor viele Besucher an. Der Besitzer des Lokals vermisste die kleine Amaia, ihre natürliche Art und Weise und ihr bezauberndes naives Lächeln. Als ihm aber eine vielversprechende Stelle bei einer Bank in Guadalajara angeboten wurde, sagte er sofort zu, verkaufte das Restaurant und verließ die Stadt mit der Erklärung, diese pocilga hatte ohnehin keine Zukunft.
Aber alles hat einen schönen Anfang.
© murkswallow 2023-08-21