by Elina
Wie gestern stand ich am verabredeten Ort. Erneut war Peter nicht da und hob auch nicht ab. Ähnlich wie gestern konnte ich ihn nicht erreichen, lediglich das Wetter bot heute strahlenden Sonnenschein. Meine Stimmung glich jedoch dem Regenwetter von gestern. Erwartungsvoll sah ich mich um, doch die Minuten verstrichen und Peter tauchte nicht auf. Er hatte mich erneut versetzt, Tränen der Frustration ließen meinen Blick verschwimmen und eine Träne lief über meine Wange, welche ich schnell mit dem Ärmel meiner Jacke wegwischte, bevor es jemand sehen konnte. So ein Arschloch, wieso tat er mir das erneut an? In meinen Gedanken gab ich ihm jeden beleidigenden Namen, der mir einfiel, was meine Frustration wachsen ließ. “Tiana?”, eine bekannte Stimme ertönte hinter mir. Überrascht drehte ich mich um. “Liam!”, rief ich erstaunt aus. Seine blonden lockigen Haare strahlten im Sonnenschein und sein schelmisches Lächeln packte mich wie damals in unserer Schulzeit. “Schön dich zu sehen, das hätte ich nicht erwartet”, sagte er mit einem leichten Lachen. Er trat auf mich zu und umarmte mich kurz zur Begrüßung, wie alte Bekannte es taten. Wie damals spürte ich das Klopfen in meiner Brust, er sah einfach noch immer unverschämt gut aus und sein Einfluss auf mich hatte auch nach all den Jahren kein Stück nachgelassen. Zwar folgten wir uns gegenseitig auf Social Media und hatten immer mal wieder Kontakt, doch dieser beschränkte sich auf die platonischen Geburtstagsgrüße und liken der geteilten Storys. “Was machst du hier, ich dachte, du wohnst noch in deinem kleinen Dorf?”, fragte ich ihn und hatte in diesem Moment ganz vergessen, wie emotional aufgewühlt ich noch vor einigen Minuten war. “Ja das stimmt, ich war kurz im Mutterkonzern meiner Firma”, erklärte er und nach einem kurzen Smalltalk sah er mich einen Moment nachdenklich an und ohne Umschweife, äußerte er direkt, “Du siehst traurig aus”. Ich fühlte mich ertappt, doch seine ehrliche direkte Art, mochte ich schon immer. “Ja…mein Freund hat mich Versetzt”, gab ich Scham behaftet zu. “Oh”, meinte er nur kurz, “Was wolltet ihr den machen?”. “Wir wollten zum Tanzen gehen”, gab ich ihm wahrheitsgemäß als Antwort. Er reichte mir seinen Arm und ein Funkeln lag in seinen Augen, “Darf ich dich zum Tanz auffordern?”. Ein herzhaftes überraschtes Lachen kam über meine Lippen, doch ich zögerte. “Lass mich nicht stehen, eine Abfuhr würde ich nicht verkraften”, meinte er mit einem freundlichen Lächeln. Kurz sah ich auf mein Handy, Peter war zu diesem Zeitpunkt eine Stunde überfällig. “Aber beschwere dich nicht, wenn deine Füße heut Abend schmerzen, ich kann schließlich nicht Tanzen”, dabei hackte ich mich in seinen Arm und lenkte unseren Weg in Richtung der Veranstaltung. “Stimmt, du warst damals nicht im Tanzkurs, weshalb eigentlich?”. “Liam, damals war ich eine der Nerds, keiner wollte mit mir zum Tanzkurs, nicht jeder kann zu den Beliebten gehören wie du”, meinte ich mit einem heiteren Ton, wobei meine Gedanken zur damaligen Zeit glitten, welche nicht immer rosig war. Liam war immer einer der Beliebten gewesen, er verstand sich mit jedem, war immer super gelaunt und seine lockere Art kam bei jedermann gut an, wohingegen ich das graue Mäuschen war, welchem kaum einer Beachtung schenkte. “So ein Quatsch”, sagte er mit einem Schmunzeln. “Ich glaube wir haben unterschiedliche Wahrnehmungen von damals”. Wir lachten und stimmten überein.
© Elina 2024-08-20