7 Uhr morgens: Ausgeträumt

Es ist noch früh am Morgen, du liegst noch im Bett. Er hat sich gerade von dir mit einem Kuss verabschiedet, weil er früh zur Arbeit musste. Du stehst auf, gehst ins Bad, machst dir Frühstück, so wie an einem normalen Morgen. Aber ist es wirklich ein normaler Morgen? Du hast ein komisches Bauchgefühl, aber noch willst du es nicht überprüfen. Du ziehst dich an, drehst mal den Laptop fürs Arbeiten im Homeoffice auf.

Lass uns doch nochmal in Erinnerungen schwelgen: Seit 8 Monaten kennst du ihn nun schon, seitdem hatte ihr täglich Kontakt, wenn leider auch zu selten – gerade in der letzten Zeit. Dennoch warst du überzeugt davon: Der ist es – endlich nach langer Durststrecke, vielen Dates und Flops mit Männern, nach schwerer Krankheit. Dann trat er in dein Leben, ab dem Zeitpunkt war alles anders, dein Leben war erfüllter als davor, er war der erste Gedanke am Morgen und der letzte vorm Schlafengehen. Ihm ging es genauso – angeblich.

Viele schöne gemeinsame Erlebnisse, und sei es nur gemeinsam auf der Couch abzuhängen, Ihr wart auf einer Wellenlänge. Ein lächelnder Blick von ihm und du warst glücklich. Anfangs konntest du neben ihm nicht gut schlafen, aber mit der Zeit hattest du dich an sein Schnarchen und den wenigen Platz im Bett gewöhnt.

Du warst dir ziemlich sicher: Das ist was mit Zukunft, auch wenn es nicht immer leicht war. Wenig Zeit, du kanntest seine Kinder bzw generell jemanden aus seinem Umfeld noch nicht. Aber er hatte immer eine gute Geschichte parat, wieso das derzeit schwierig wäre. Manches von seinen Erzählungen kam dir mit der Zeit komisch vor, aber dennoch hieltest du an der Beziehung fest. War er doch all das, was du dir je bei einen Mann gewünscht hast: Witzig, humorvoll, intelligent, groß, gutaussehend, liebevoll, gemeinsame Interessen usw. usf.

So aber nun ist an der Zeit der bitteren Realität ins Auge zu sehen: Wir befinden uns also im Wohnzimmer an meinem Schreibtisch, die Handtasche steht daneben. Sie ist geschlossen. Du öffnest sie, schaust rein, nimmst deine Geldbörse. Gestern Abend waren noch 40 Euro drinnen. Und heute? Dir „lächelt“ ein 20-Euro-Schein entgegen. Du kannst es nicht fassen, es gibt dir einen Stich. Es ist also wirklich wahr, deine Vermutung hat sich bestätigt. Es gibt keine andere Erklärung.  Dennoch durchsuchst du sicherheitshalber die gesamte Tasche. Vielleicht sind die 20 Euro ja doch rausgefallen. Aber nein nichts zu finden. Es ist wie ein Schlag in die Magengrube.

Kurz vor 7 Uhr morgens hat sein Wecker geläutet, du bist im Bett liegen geblieben, sanft hat er die Türe zum Schlafzimmer geschlossen. Nun musst du die Türe schließen – für ihn – die Türe zu deinem Herzen und deinem Leben. Seitdem kannst du nicht mehr lange schlafen, wirst zumeist wach vor 7 Uhr morgens, so als könntest du es damit verhindern und ungeschehen machen. Aber nein es hat sich ausgeträumt …