869 686 Zeichen

Ich schaue sie mit viel Freude an, diese pralle Mappe. Einst von einer Bank für mein angespartes Geld für Wohnung und Einrichtung bekommen. Mit Zorn 2008 in den Abstellraum gestellt; die Finanzkrise hatte den Inhalt geschluckt. Trennen konnte ich mich trotzdem nicht von ihr, die glänzend blaue Indigofarbe zog mich in ihren Bann.

Nun ist sie wieder gefüllt mit 869 686 Zeichen, 426 Seiten oder 347 Story One Erzählungen, bebildert mit Erinnerungen. Wie wenn ich es geahnt hätte, die Indigofarbe wird dem 6. Energiezentrum zugeordnet, das wie eine Taschenlampe durch das Tunnellabyrinth des Lebens führt.

Vor fünf Jahren schaltete ich die Taschenlampe ein und ging auf Entdeckungsreise. Da meldete sich mein Skorpion-Aszendent, der bis in die unterste Tiefen graben wollte. Graben – Grube – Fallgrube – Goldgrube – es ist nicht alles Gold was glänzt. Er gab keine Ruhe, solange er nicht, einem Alchemisten gleich, das kleinste Goldklümpchen durch die Schichten hindurch an die Oberfläche gebracht hatte. Kreuzworträtsel, Gold: edles Metall mit vier Buchstaben – Goldfieber – Goldwäsche – Goldrausch! Die Jungfrau bedacht auf Ordnung und Struktur meldete sich: “Anfangen sollte man bei der Geburt und dann chronologisch alles genau aufschreiben”. “Halt” schrie der Skorpion: “Nicht genau, sondern gründlich”. “Was ist der Unterschied?” fragte leicht irritiert die Jungfrau. “Ja, das liegt wohl nicht für jeden auf der Hand”, sagte der Skorpion mit einer leicht triumphierenden Stimme, “aber genau hat etwas mit Korrekt zu tun und das ist ganz anders als gründlich, wo es um die Essenz geht. Genau ist faktisch korrekt, aber gründlich dringt tief durch und hat eine andere Logik”.

Jungfrau und Skorpion schlossen einen Pakt um das Tunnellabyrinth gemeinsam zu erforschen. Sie wählten ein Motto: das Feuer weitergeben und nicht die Asche anbeten und langsam kristallisierte sich der Titel dieses Werkes heraus. Es hieß ‘Ermächtigung’ oder ‘bist du die geworden, die du werden solltest’?

Die Taschenlampe war ein wichtiges Arbeitsinstrument; sie leuchtete die Dunkelecken aus und ließ die hellen aufleuchten. Scham, Zorn, Schmerz und Kränkung erschienen an der Oberfläche. Die Scherben der Verfehlungen, das Bedauern um verpasste Chancen taten weh. Herzerwärmend und Glückspendend die vielen rote Teppiche, die mir ausgelegt wurden, die Liebe, die ich geschenkt bekommen hatte und die glücklichen Zeiten die es gab.

Auf der Asche wuchsen neue Pflänzchen mit Namen wie Zufriedenheit, innere Ausgeglichenheit und Aussöhnung. Spitze Ecken wurden abgeschliffen und Unförmiges bekam Gestalt. Unverständliches bekam eine eigene Logik, die Sinn ergab.

Der Lock down war ein Geschenk, um in Ruhe und Beschaulichkeit dieses Werk fertig zu machen. Mit Freude und Dankbarkeit ist die einst entleerte und nun mit Blumen gezierte Mappe mit innerem Reichtum gefüllt. Krisenfest und nachhaltig!