Agathe Glückskind

MWagner

by MWagner

Story

Hallo zusammen,

ich bin Agathe Glückskind und heute ist mein Geburtstag. Glückskind ist mein zweiter Vorname-keine Beschreibung, kein Adjektiv. Mit zweitem Vornamen heiße ich Glückskind.

Wie es dazu gekommen ist, möchtet ihr gerne wissen? Nun, ich verrate es euch.

Am Tag meiner Geburt kam ich mit Glückshaube zur Welt, so wird die Fruchtblase, die das Baby umgibt, wenn sie noch nicht geplatzt ist, genannt.

Es war ein wunderschöner Frühlingstag, die Sonne schien schon hoch am Himmel, die Vögel zwitscherten ihr Lied und die Blumen öffneten ihre Knospen.

Meine Mama hat schreckliche Schmerzen und mein Vater brachte sie ins Krankenhaus. Im Krankenhaus angekommen, lag sie mit zwei weiteren Frauen in einem Krankenzimmer. Alle drei Frauen waren Gebärende. In der Nacht bekam meine Mama ganz schreckliche Schmerzen, sodass der Arzt und die Krankenschwester mit der Geburt anfingen. Laut den Erzählungen meiner Mutter haben sich dramatische Szenen abgespielt. Nun setzte sich der Arzt auf den Bauch meiner Mutter und drückte mich hinaus. So kam ich mit Glückshaube zur Welt. Der Arzt und die Krankenschwester nahmen mich sofort zu sich. Die Krankenschwester schrie: Sie kriegt keine Luft, sie kriegt keine Luft mehr. Ich hatte wohl die Nabelschnur um den Hals und die Ärzte und Krankenschwestern hatten wohl Schlimmeres verhindert. Ich kam für drei Tage in ein Sauerstoffzelt und konnte mich vermutlich gut erholen.

In der Zwischenzeit erhielt meine Mutter, keine Informationen über den Verbleib ihres Kindes, eher Desinformationen. Meine Mutter war noch ganz schwach von der abenteuerlichen Geburt und konnte das Bett nicht verlassen, das sie genäht war, deshalb konnte sie nur den Geschichten der anderen Frauen im Raum Gehör schenken. In der gleichen Nacht gab es wohl noch drei weitere Geburten. Allerdings hat eins der Babys seine Geburt nicht überlebt. Auf der Geburtenstation machte diese Nachricht schnell die Runde und erreichte auch prompt das Krankenzimmer meiner Mutter. Alle hüllten sich in Schweigen, nur meine Mutter, sie verlangte Antworten. War es eine Totgeburt?

Die Krankenschwestern wiesen meine Mutter zurecht, sie solle sich beherrschen, sie werde ihr Kind schon bald wiedersehen, doch so richtig glauben konnte meine Mutter den Worten dieser alten Weiber nicht.

Drei Tage voller Ungewissheit, voller Zweifel und schweigenden Gesichtern hatten meine Mutter an den Rand des Wahnsinns gebracht. Am dritten Tag endlich die Erleichterung. Mir ging es gut und ich lebe. Meine Mama hat ein gesundes Mädchen zur Welt gebracht.


© MWagner 2025-05-08

Genres
Novels & Stories
Moods
Abenteuerlich, Inspirierend