ALLEINERZIEHENDE

Durch Zufall hab ich euch belauscht,

dich und deine Freundinnen,

damals, wie ihr euch austauscht;

ich dachte erst, ihr seid von Sinnen.

Dann merkte ich, ihr meint das echt,

ernsthaft und ganz ohne Ironie;

dabei staunte ich nicht schlecht,

auf sowas käme ich selber nie.

Ein Kind zu zeugen sei heutzutage,

abgesehen vom Samenspenden,

längst nicht mehr eine Vaterfrage,

einzig das Alimente-Senden.

Eine Mutter käme ganz wunderbar,

selbstständig als Alleinerzieherin,

problemlos auch ohne Vater klar,

da liege kein Hindernis mehr darin .

Ein Mann, darin ward ihr euch eins,

sei ein durchaus nettes Accessoire,

ein unverzichtbares jedoch keins;

wenn’s nicht passt, dann au revoir.

Ist der Vater dann aber bereit,

nicht auf Obsorge zu verzichten,

heißt das für beide freie Zeit,

mit Singleleben ohne Pflichten.

Derart berechnend skrupellos,

das war mir damals völlig neu;

es blieb dem Kind, inzwischen groß,

zum Glück beider Elternteile Liebe treu.