– Poetry-Slam-Text: zweiter Teil –
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Ich bin kein Ass in Mathematik, und Algebra hab ich nie so ganz kapiert. Und eigentlich ist es auch total dumm, da haben wir schon jahrelang Zahlen studiert und die Gleichung ging trotzdem nicht auf. Ich weiĂ noch immer nicht, was ĂŒberhaupt der Ursprung war, ich nenne es X und es bleibt irgendwie sonderbar. Ich mache mir auch nichts vor, ich war immer schon eine AuĂenseiterin, immer schon die Unbekannte am Rand der GauĂschen Verteilung, doch in deinen Augen, da war ich immer schon einmalig und wunderbar. Und deine Meinung, die war mir so viel mehr wert, denn du warst meine Wegbegleiterin, meine beste Freundin und der RĂŒckzugsort, wenn alles scheitert. Hab mich verkalkuliert und meine Bedeutung fĂŒr dich wohl zu hoch geschĂ€tzt. Kann schon mal passieren, nach so vielen Jahren mit Taschenrechner, aber wenn ich ehrlich bin, mich hat das unglaublich verletzt, weil ich dachte, ich wĂŒsste es besser. Ich frage mich, ob Pythagoras dazu wohl auch einen Satz zu sagen hĂ€tte.
Ich bin vielleicht nicht gut in der Naturwissenschaft, und Physik, Chemie und Mathematik hab ich immer gehasst, aber Sprache, die fand ich gut verstĂ€ndlich. Ich kann dir sagen, auf Deutsch, Französisch oder Englisch, dass das, was wir waren, das war nicht vergĂ€nglich. Oder hĂ€tte es zumindest nicht sein sollen. Aber ich schĂ€tze, das sind die Gesetze des Lebens und alles ist endlich, auch wenn wir es nicht wollen. Ich wĂŒnschte, wir hĂ€tten damals in der Schule ein bisschen besser aufgepasst, dann hĂ€tten wir vielleicht das richtige Wissen gehabt, und nicht den Absprung verpasst. Ich frag’ mich, was du mir dann wohl gesagt hĂ€ttest, und ob ich es verstehen wĂŒrde.
Das Universum ist unendlich groà und dehnt sich trotzdem weiter aus. Er sagt, er verstehe das nicht, also erzÀhle ich ihm von dir.
© Jasmin TreyĂe 2025-01-28