Mö, ihr Lieben. Hier meldet sich Knödelchen. Der Almsommer ist zu Ende. Wir sind wieder am Bauernhof im Tal. Die Zeit auf der Alm ist so schnell vergangen. Schön ist es gewesen.
Nach der aufregenden Suche nach Karla und Leo und der gefährlichen Begegnung mit Wilk ist wirklich ein bisschen Ruhe eingekehrt. Das bedeutet aber nicht, dass es langweilig war. Im Gegenteil. Julia war mit ihrer Schulklasse bei uns. Die haben sogar bei uns im Heu übernachtet und richtig viel Gaudi gehabt. Antonia und ich waren öfter bei Miri zu Besuch. Miri hat mit Kindern gekocht und ihnen gelehrt, wie man Knödel macht. Ganz flauschiflaumige, wie meine Hertha sie macht. Antonia und ich waren für den Programmpunkt ‘Schafe streicheln und füttern’ zuständig. Voll super.
Schnecki und Schnucki hatten beschlossen, das Kasermandl zu vertreten, solange das auf Reisen ist. Sie haben alle Leute geärgert, die sich nicht anständig benommen haben, wenn sie im Almgebiet unterwegs waren. Zum Glück sind alle Besucher vernünftig gewesen und es gab keine Vorfälle mehr.
Ein paar schwere Unwetter hatten wir. Und Rose, das kleine Kalb von Blümchen, hat sich verlaufen, Bello hat sie aber schnell gefunden. Von Wölfen haben wir nichts mehr gehört oder gar gesehen. So eine Begegnung wollen wir auch echt nicht mehr haben.
Dann gab es noch das große Fest auf unserer Alm, das Abschiedsfest. Das gibt es immer am Ende des Almsommers, aber nur, wenn alle Tiere und Menschen gesund und heil geblieben sind. Dieses Jahr war das Fest besonders, hat Antonia gemeint. Franziska und Sepp haben Blumen und Latschenzweige gebracht. Julia und ihre Klasse waren da und haben geholfen Kränze zu binden. Miri hat für alle gekocht. Sogar ein paar Musikanten sind aus dem Tal heraufgekommen und haben aufgespielt. Wir Tiere sind dann mit den Blumenkränzen geschmückt worden, der Bascht hat die Almhütte winterfest gemacht und dann sind wir ins Tal hinunter. Dabei wurden wir von vielen Zuschauern bewundert.
Antonia und ich haben wieder unser dichtes Fell. Alles nachgewachsen! Jetzt kann die kühle Jahreszeit kommen. Ich habe viel gelernt, diesen Sommer: zum Beispiel, dass jemand ein echter Freund werden kann, auch wenn man sich beim ersten Abschnuppern nicht wahnsinnig sympathisch war. Ich habe gelernt, wie wichtig Zusammenhalt und gegenseitige Hilfe sind und dass wir gemeinsam ganz schön stark sind. Dass es für die Menschen ur viel Arbeit ist, uns Tiere zu versorgen. Und wie schön und wertvoll die Natur ist. Echt toll, da müssen alle gut darauf aufpassen, ehrlich.
Der Winter wird auch lustig, sagt Antonia. Berta wird viele Geschichten erzählen. Und in der Weihnachtsnacht können die Menschen unsere Tiersprachen verstehen. Na, ich bin gespannt. Der Bascht versteht uns auch so, nicht nur zu Weihnachten. Aber ich freue mich darauf zu sehen, wie der Bascht eine Wollhaube aus meinem Fell trägt. Und nächsten Sommer geht es wieder auf die Alm. Vielleicht besucht ihr uns ja einmal? Also, vielleicht bis bald – euer Knödelchen.
© Annemarie Hülber 2022-06-22