by Birgit Hoch
Großmutters Bettwäsche war ihr Heiligtum. Blütenrein, weiß und mit gestärkten Rüschen musste diese sein. Bettwäsche – Waschtag war immer etwas Besonderes. Stolz blickte Oma immer wieder auf ihre frisch gewaschene Wäsche, wenn diese im Innenhof auf der Wäscheleine flatterte. Manchmal kam es dann sogar vor, dass das Hoftor weit geöffnet war. Schließlich sollten sich auch die vorbeigehenden Passanten an der prachtvollen Wäsche erfreuen und Omis Fleiß bewundern können.
Sobald die Wäsche getrocknet war, wurde diese gefaltet und in einen Korb gelegt um sodann als Bügelwäsche im Wohnzimmer zu landen. Dort wurde gebügelt, Rüschen gestärkt und mehr.
Eines Tages, als Großmutter dabei war die Wäsche abzuhängen, um sie zu falten und in den Korb zu legen hatten wir Kinder eine wunderbare Idee. Es war Mai und wir fanden viele Käfer zappelnd auf der Straße und auch im Hof. Als „Tierschützer in Spe“ sammelten wir die wehrlosen Tierchen ein. Doch wohin nun damit? Im Wäschekorb, unter der frischen Wäsche hatten sie es sicher warm und bequem. Quasi die ideale Aufzuchtstation für Maikäfer. Zumindest in unseren Kinderaugen. Den Käfer muss es dort auch sehr gefallen haben. Sie machten sich erst bemerkbar, als meine Großmutter die Wäsche zum Bügeln wieder aus dem Korb nahm. Das Geschrei und Gezeter meiner geliebten r Großmutter hörte man so ungefähr bis zur dritten Nachbarortschaft und hätte sie entdeckt welches Kind ihr diesen Streich gespielt hätte, wäre die Strafe drakonisch ausgegangen. Eine erzieherische Maßnahme wurde jedoch durchgesetzt: Alle Kinder wurden zum Bettwäsche – falten eingeteilt. Und zwar in unserer Freizeit, an einem wunderbaren Sommernachmittag, bei strahlendem Wetter und unter Omas Aufsicht. Und so viele „Maikäferjahre“ danach auch noch ins Land gingen…. nie wieder gab es eine Maikäferinvasion auf Omas weißer Bettwäsche.
© Birgit Hoch 2024-02-29