Als Gott zu unterrichten begann, Teil 1

Hallo, mein Name ist Gott und ich heiße euch herzlich willkommen bei meinem heutigen Seminar mit dem Titel „Menschen und was wir von ihnen lernen können“. Bevor wir anfangen, möchte ich noch kurz den Neuzugängen unter uns erklären, was wir hier tun. Dieses Seminar wird alle paar Milliarden Jahre von mir abgehalten, um zukünftigen Generationen mein Wissen, was ich als Schöpfer besitze, weiterzugeben. Ich betraue nun schon seit einer langen Zeit das „Projekt Erde“, eine evolutionäre Spielwiese, auf der ich nach Belieben experimentieren und forschen kann. Unser heutiges Thema ist ein ganz Besonderes, denn die Menschen, eines meiner Kinder, haben sehr faszinierende Wege eingeschlagen. Sie unterscheiden sich erheblich von allen Kreaturen, die wir kennen und gerade sind sie die dominante Spezies unseres Projekts. Es ist also extrem spannend, sie in diesem Stadium der Entwicklung beobachten zu können. Wie ihr sicher alle wisst, versuche ich, mich weitestgehend aus den irdischen Belangen herauszuhalten und bin lieber als Beobachter und Protokollant tätig. Kommt eine Situation zustande, in der ich beschließe, einzuschreiten, tue ich dies mit größter Vorsicht. Ich möchte ihre Entwicklung völlig ihnen selbst überlassen, nur hin und wieder bedarf es einigen winzigen Korrekturen. Ich erkläre euch heute die Rasse Mensch und wie sie sich entwickelte. Ihr werdet feststellen, dass Menschen sehr zwiegespaltene Wesen sind und, dass ihre Taten auf den ersten Blick merkwürdig, ja, vielleicht sogar verrückt erscheinen. Intelligenz ist eben nicht immer ein Segen. Ohne an dieser Stelle noch weiter auszuschweifen, fangen wir lieber an. Beginnen möchte ich mit dem Offensichtlichsten, nämlich dem enorm schnellen Wachstum ihrer Kultur. Innerhalb weniger Tausend Jahre, also praktisch einem Fingerschnippen, verbreiteten sie sich über den gesamten Planeten. Wie sich herausgestellt hat, entwickelten meine Menschen eine noch nie zuvor da gewesene Intelligenz. Sie ist einzigartig, doch es ist auch Vorsicht geboten. Sie ist wie eine zweischneidige Klinge, denn dieser Intelligenz wohnt auch eine kolossale Blindheit gegenüber dem Einfachen inne. Stellt euch einen Parasiten vor, der keinen ökologischen Nutzen besitzt und noch dazu blind und taub ist. Reine Destruktion, ohne die Möglichkeit der Kommunikation. Es ist, als wären sie zu schlau, um das Einfache, das Essenzielle erkennen zu können. Was ist also mit den Menschen passiert? Nun, die Antwort lautet wie folgt. Der technologische Fortschritt hat die Kapazitäten des menschlichen Verstandes überschritten. Sie ließen ihre Fähigkeiten größer werden, als ihre Weisheit, statt beides im Gleichgewicht zu halten. Sie begannen, sich und ihre Mittel zu überschätzen, sowie die Natur zu unterschätzen. Hätten die Menschen mehr in Bildung investiert, statt Expansion, hätten sie die Technologien harmonisch und Stück für Stück in ihre Kultur integrieren können. Zudem hätten sie auch den Bezug zur Natur nicht verloren. Doch statt mit der Technologie zu lernen, wuchs sie ihnen über den Kopf und die Industrie gedieh wie ein Pilz. Bald überlagerte der Konsum die anderen Bereiche, die daraufhin vernachlässigt wurden.