Als mich der Karl Schranz vergessen hat

Richard Krampl

by Richard Krampl

Story

Es wird Ostern 1975 oder 1976 gewesen sein. Ich war ja den ganzen Winter in der Ramsau Schilehrer und dann noch eine Woche in Bayersoien (ich war dort alljährlich auf Einladung einer besonders gut befreundeten Familie aus Belgien quasi Privatschilehrer einer Gruppe von Belgiern) und nachdem ich offensichtlich noch immer nicht genug vom Schifahren hatte, dachte ich, ich fahre nach St. Anton am Arlberg und mache dort noch eine Woche.

Es stand da natürlich eine ziemlich große Gruppe von Schilehrern herum und der Karl Schranz, der damals die Leitung der Schischule über hatte, machte die Einteilung. Bei mir wurde er stutzig: Die Schischuhe waren ihm nicht neu und schön genug! Ich hatte nämlich noch die guten alten “Kastinger” oder “Dachstein”, wie auch immer die hießen, also zwar schon Schnallenschischuhe, aber noch aus schwarzem Leder und nicht so hoch. Man hatte damit noch eine sehr gute Beweglichkeit in den Fußgelenken, was ich sehr schätzte. Und vor allem aber bin ich nicht einer, der etwas wegschmeißt, was noch nicht einmal ansatzweise hin ist.

Ich wurde zwar aufgenommen als Schilehrer, aber nur als Reserveschilehrer. Ich verdiente damit zwar kein Geld, bekam aber wie alle anderen Schilehrer auch einen Gratis-Schipass. Wir wohnten gratis in St. Jakob, einige Kilometer östlich von St Anton. Ich lernte dort unter anderem einen tollen Antiquitätenhändler kennen, der mich diesbezüglich begeisterte. (Noch heute ist “Bares für Rares” eine meiner Lieblingsfernsehsendungen). Ich spielte tatsächlich mit dem Gedanken, in Zeltweg einen Antiquitätenladen aufzumachen. Einen einzigen Flohmarkt habe ich immerhin gemacht; Granitzenweg 16, ebenerdig. Im Bauernhaus der Frau Maria Conzatti, geborene Jahn. Immerhin, oder? Ihr Haus wurde leider bereits abgerissen, wobei es nach wie vor einen kleinen “Beweis” meiner “glorreichen” Granitzenweg 16 – Zeit (1978 – 1981) gibt: Ich habe den Betondeckel des Hausbrunnens mit einer Kuhkette angebunden, damit er nicht eventuell in die Tiefe stürzt. Der Hausbrunnen mit der Kuhkette samt Betondeckel ist nach wie vor erhalten und ich gehe ca. ein mal pro Jahr schauen, ob dem eh noch so ist…

An noch etwas kann ich mich erinnern aus meiner St. Jakob – Zeit. Einmal besuchte ich einen Bauern in seinem Kuhstall. Dem kaufte ich einen Sauerrahm ab – also den von seinen eigenen Kühen versteht sich; das muß man heute ja schon dazu sagen. Und aus diesem Sauerrahm erzeugte ich durch kräftiges, anhaltendes Schütteln in einem Glasgefäß Butter. Butter machen habe ich bei meiner Oma Kunigunde Klöckl in Obdach gelernt und wie man sieht, kann man es immer gut gebrauchen…

Der Tag freilich war angefüllt mit tollem Gratis-Schi fahren in den tollen Schigebieten von St. Anton am Arlberg. Aber auch die tollsten Wochen gehen irgendwann zu Ende und dann pilgerte ich zur Schischule zum Karl Schranz, um ihm den Schipass zurückzugeben. Ihn hat es gleich so gerissen: Er hatte mich total vergessen.

© Richard Krampl 2020-09-12

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