by Eva Köberl
„Die Kirche muss mit Angst arbeiten, sonst macht Gott für die Leute keinen Sinn.“
Warum eigentlich? Warum wird Gott als Mittel dargestellt, um der Hölle zu entgehen? Warum muss man Menschen durch ihre Ängste zum Glauben zwingen?
In der Hundeerziehung wird auf Belohnung statt Bestrafung gesetzt. Hat der Hund die Aufgabe richtig gemacht, gibt es ein Leckerli. Bei Menschen handelt man eher umgekehrt. Richtiges Verhalten wird vorausgesetzt, Fehler werden bestraft. Dabei wissen Wissenschaftler schon lange, dass Belohnungen motivierender sind.
Warum also arbeiten wir in der Kirche nicht so? Anstatt zu sagen “das musst du tun, das darfst du nicht tun, wenn du nicht in die Hölle kommen willst”, wäre es doch viel sinnvoller, zu sagen “wenn du das machst oder das nicht machst, wird es dir besser gehen”.
Wenn du zu einem Raucher sagst: “Das schadet deiner Lunge! Wenn du so weitermachst, hast du in ein paar Jahren Lungenkrebs!”, wird er dann aufhören? Was interessiert es mich, wie sich das Rauchen auf meine Zukunft auswirkt? Ich lebe im Hier und Jetzt! Wenn sich der Raucher aber selbst bewusst macht “das schadet mir, ich sollte aufhören”, dann kann es funktionieren. Sicher, gerade die erste Zeit ohne Rauchen ist schwer, aber wenn man erst einmal positive Veränderungen festgestellt hat, will man nicht mehr anfangen. Manchmal kommt man in eine Situation, in der es schwierig ist, die alte Gewohnheit nicht wieder anzufangen. Aber jede Zigarette, die man nicht raucht, kann später als Erfolgserlebnis angesehen werden.
Genauso verhält es sich im Glauben. Jeder Schritt, der mich auf meinem Weg weiterbringt, ist ein Erfolg. An manchen Tagen fällt es mir schwer. Manchmal will ich wieder umdrehen. Aber jedes Mal, wenn ich es schaffe, eine schlechte Gewohnheit abzulegen, bin ich unglaublich stolz auf mich. Ich spüre, dass es mir gut tut und ich will weitermachen. Und das, obwohl ich keine Angst davor habe, in die Hölle zu kommen. Nicht, solange ich weiß, dass Gott mich auf den richtigen Weg leitet.
© Eva Köberl 2022-08-21