Astra – Kapitel 13

Ich klopfe und die Stimme einer jungen Frau bittet mich herein. Das Zimmer sieht meinem ähnlich, aber überall liegt beschriebenes Papier und an den Wänden hängen Bilder von Landschaften, Orten, Menschen und Tiere. Auf dem Bett liegt die Frau, die ich aus dem Wasser gezogen habe. Sie trägt anders als die anderen hier einfache Wollkleidung, ihre langen braunen Haare sind zu einem Zopf zusammen gebunden. Sie schaut mich intensiv an, beobachtet mich, als wäre ein seltsames Wesen was sie verstehen will. „Warum hast du mich gerettet? Du hättest sterben können“, fragt sie mich, immer noch mich anstarrend. „Ich hatte gehört, das jemand Hilfe braucht. Deshalb habe ich geholfen“, antworte ich, von der Frage etwas verwundert. „Interessant.“, murmelt sie und wendet sich von mir ab um etwas auf ein Blatt Papier zu schreiben. „Was machst du überhaupt hier? Ich hab dich noch nie gesehen. Du bist kein Händler, wohnst nicht hier und scheinst kein wirkliches Anliegen zu haben, außer vielleicht dein Schiff zu reparieren.“, fragt sie weiter. „Ich bin hier um Antworten zu suchen. Also über die Vergangenheit, die Ruinen und so.“, antworte ich und mir fällt auf, dass das eigentlich nicht der Grund ist, aber sie scheint das schon zu wissen. „Antworten ja. Bist du dir aber wirklich sicher worauf?“ Ich antworte nicht auf ihre Frage. Stattdessen frage ich: „Kann ich jetzt eigentlich in den Tempel?“ „Natürlich, das haben meine Eltern dir doch bestimmt schon erzählt. Aber ich will mitkommen. Du und dein Auftrag sind wirklich-“, sie schaut mich wieder intensiv an und scheint nach dem richtigen Wort zu suchen: „Interessant, ja interessant. Ich bin übrigens Astra“ Sie steht auf und gemeinsam verlassen wir das Haus.
Draußen stehen wir an einer Klippe am hinteren Teil der Insel. Es scheint später Nachmittag zu sein. Für einen Moment halte ich ein und schaue zum Horizont, zum Wasser was sich langsam von der Sonne färbt. Der Ausblick erinnert mich an Daheim. „Komm mit!“, ruft Astra. „Stimmt, ja, komme!“, rufe ich zurück und jogge ihr hinterher. Dieser Bereich der Insel scheint, der einzige zu sein der nicht bewirtschaftet wird. Pflanzen ranken sich uneingeschränkt um altes Geröll. Kleine Tiere huschen durchs Unterholz und Vögel sitzen in den Bäumen. Nur ein kleiner Weg schlängelt sich durch den etwa 10 Meter breiten Streifen zwischen Berg und Meer. Als wir wieder im Hauptteil der Stadt ankommen ändert sich die Stimmung wieder. Die Straßen sind geschäftig, die Menschen für sich oder am Arbeiten. Als wir wieder am Tempel ankommen lassen uns die Wachen sofort durch. Astra scheint wirklich bekannt zu sein.