by Naddl
Da ich im Jahr 2012 mit einer Wiener Wahlfahrergruppe erfolgreich den Wiener Mariazellerweg (Gebäcktransport war inklusive) bewältigt hatte, wollte ich im Jahr 2017 zu meinem Geburtstag den burgenländischen Mariazellerweg gehen. Jedoch diesmal mein Gebäck, Proviant, sowie Zelt zum Nächtigen selbst tragen.
Das konnte doch nicht viel schwieriger sein, dachte ich mir. Dazu überredete ich noch meinen Partner, meine 2 Hunde, meinen besten Freund und dessen Hund. Also waren wir zu sechst, die an einem sonnigen Freitag Mittag mit 17 Kilo Gepäck und voller Tatendrang von der Burg Forchtenstein starteten.
Ich hatte von meinem Freund eine Trekkinguhr zum Geburtstag bekommen und sollte daher den “Navigator” spielen…. natürlich war ich mit meinem neuen Gadget völlig überfordert. Nach ca. 15 km Fußmarsch schmiss ich meine Nerven endgültig weg und meine neue Uhr wütend auf den Boden.
Meine Mitstreiter sahen mich nur entgeistert an und wussten nicht, ob sie lachen oder weinen sollten. Schließlich musste jemand anderes die Navigation übernehmen….Nach 8 h Gehzeit brach die Dunkelheit heran und wir schlugen unser Nachtlager am Rande eines kleinen Waldstückes bei Neunkirchen auf.
Wir packten unsere Gaskocher aus und bereiteten unser Abendessen. Auch die Hunde erhielten ihre Futterration,…glücklich und zufrieden fielen wir in unsere Schlafsäcke und in einen tiefen Schlaf. Als wir am nächsten Tag erwachten, war es schon ziemlich spät, bis wir wieder gepackt hatten und auf dem Weg waren, noch später.
Wir wanderten mit unseren riesigen Rucksäcken durch einige Dörfer und kauften uns in einem Supermarkt ein kühles Bier, alles noch in bester Pilgerlaune…bis uns der Mann an der Kasse fragte, wohin wir unterwegs seien…wir antworteten: “Mariazell!” und er: “bis wann wollt ihr dort sein?”…wir: “morgen”….er “das geht sich nicht aus.”
Wir dachten uns nur: “Der hat ja keine Ahnung…” und gingen gut gelaunt weiter.
Nach einigen Kilometern begann jedoch der schwere Rucksack, sein wahres Gesicht zu zeigen….wir hatten alle 3 wunde Stellen an den Hüften und Schlüsselbeinen und meinem Freund schmerzte die Hüfte. Auch mein Hund wollte seinen Rucksack mit mehr tragen. Als wir dann noch ein Schild sahen auf dem stand: “Mariazell 70 km”, wurde uns bewusst, dass wir es unmöglich bis morgen Abend zu unserem Ziel schaffen würden. Meine beiden Mitstreiter beschlossen an dieser Stelle ,die Mission abzubrechen und sich von der nächsten Ortschaft “Puchberg am Schneeberg” abholen zu lassen. Ich war zu diesem Zeitpunkt noch motiviert, die Mission zu Ende zu bringen….doch als wir im letzten Waldabschnitt kurz vor Puchberg einem komisch anmutenden Mann mit einem kleinen Bambi aus Stoff unter dem Arm begegneten, welches schon ziemlich abgenutzt schien, habe ich beschlossen, mit den anderen nach Hause zu fahren und nicht alleine im Zelt im Wald zu schlafen…..
© Naddl 2020-09-02