by Elke Steiner
Frisch übersiedelt von Salzburg nach Wien erscheint erst mal alles lauter, größer und schneller. Sommer in der Großstadt! Na toll! Leicht überfordert stehe ich abends in der neuen Wohnung, zwischen Kisten, Lampen, Vorhangstangen, der Kühlschrank gähnend leer, ein neuer Schlüsselbund in meiner Hand.
Am Wochenende erkunden wir Grätzel für Grätzel und es beginnt mir zu gefallen. Die Stadt ist so lebendig und die “Wiener Melange”, ein Schmelztiegel so vieler Kulturen mit all ihren Facetten, passt zu dieser Stadt. Unzählige Schwimmbäder gibt es hier, um der Sommerhitze zu entfliehen und eines Tages erfahre ich vom Gänsehäufel.
Gleich am nächsten Samstag gehts auf nach Kaisermühlen. Schon allein über die Brücke zum Gänsehäufel zu spazieren ist wie Urlaub. Überall tuckern kleine Boote, junge Leute haben Spaß auf ihren SUPs, sogar Party-Boote mit Getränken und Palme darauf kann man mieten. Eine leichte Brise weht mir durch das Haar und bläst meine Müdigkeit weg.
Das Bad ist groß. Alles grün, riesenhafte Bäume und die alte Donau. Keine Hektik, alles entspannt. Mein Jüngster ist am Piratenstrand schwer beschäftigt mit Schwimmen, Tauchen und Sandgraben am Piratenschiff. Dazwischen müssen wir zur Wasserrutsche, dann an den anderen Donaustrand und vom Kai springen. Die Bademeister sind echte Wiener Originale. Es wird nicht ständig gepfiffen, entspannt haben sie alles im Blick.
Mama, Hunger! Wir finden ein Lokal in der Mitte des Bades, das sich auf “Donauwiese“ reimt. Eine freundliche Bedienstete reicht uns ein Paar Würstel, auf ihrem T-Shirt steht “Die Blume aus dem Gemeindebau”. Schmunzelnd denke ich an Wolfgang Ambros. Sie lächelt zurück. Ein Kellner räumt ab und auf seinem Rücken grüßt uns Fendrichs Strada del Sole mit “Auf Italien pfeif i, i moch Urlaub im Gänseheife!” .
Sohn staubt Zuckerwatte ab, ich gönne mir einen Espresso, und wir beginnen uns so richtig wohlzufühlen. Zufrieden schlendern wir zurück zum Piratenstrand. Dieser Blick auf die Skyline von Wien mit aufziehendem Abend Himmel in kitschigstem Puderzucker-Rosa, die Sonne spiegelt sich in der Donau, beinah unwirklich schön.
Als Stadt-Neuling frage ich einen Bademeister, wie die Gebäude der Skyline heißen. Er erzählt von der UNO, dem DC Tower, Hochhäusern, die in seiner Kindheit noch nicht standen und vieles mehr über Kaisermühlen. Auf meine Frage nach einem feinen Platz zum Abendessen in der Nähe, zückt er sein Fernglas und meint “Warten´s, des homma glei! Schaun`s, do drübn, beim Schinackl, do is a Platzl im Goatn. Ruafn`s glei o und reservieren`s!” Gesagt, getan! Wir packen unsere 7 Sachen und am Weg zum Ausgang begleiten uns die Klänge von “Badeschluss” aus den Lautsprechern. Das Lied von “5/8erl in Ehr‘n”und ich werde ganz sentimental.
Bei “einem roten Achterl in Ehren” im Schinackl mit Blick auf das Gänsehäufel denke ich an den originellen Bademeister, die Blume aus dem Gemeindebau, das Wiener Lied im Ohr. Nun bin ich angekommen in Wien, mit Leib und Seele.
© Elke Steiner 2019-09-24