Bauerntöchter

Walter Weinberg

by Walter Weinberg

Story

Im unbedeutenden Pollham in OÖ residierte im Mittelalter die mächtigste Adelsfamilie des Landes, die Pollheimer. Die prächtige Burg der Reichsgrafen brannte ab und die Adeligen bauten eine neue an einem anderen Ort. Jahrhunderte später wurde die alte Kirche der Pollheimer baufällig und abgerissen. Nur der steinerne Kirchturm überdauerte neben dem hohen Neubau der Kirche, der den Turm überragte. Um 1900 wurden einer Bauernfamilie 5 Töchter und 1 Sohn geboren, der eine Dame aus Wels heiratete. Die Schwestern hatten keine Freude mit der Schwägerin und besuchten nur ungern den elterlichen Stefflmayr Hof, den der Bruder mit der Welserin bewirtschaftete.

Eine der Schwestern heiratete Herrn Hoffmann aus Grieskirchen und wohnte nobel am Stadtplatz, eine andere den Langfellner Bauern aus Hainbuch und freute sich, dass ihre Schwester Aloisia den Bauern gleich gegenüber ehelichte. Die Schwestern trafen sich ab jetzt bei Aloisia und ihrem Alois am Doppler Hof. Die Schwestern gebaren jeweils nur 1 Kind, nur Aloisia gleich 3. Deswegen nannten sie Aloisia hinter vor gehaltener Hand eine Schlampe, weil sie meinten, sie vergnüge sich zu gern mit Alois! Er stammte aus Göding und erbte den Hof von seinem Onkel, der kinderlos blieb. Die Pollhamer waren von Alois dermaßen angetan, dass sie ihn zum Bürgermeister wählten!

Alois baute den Hof großzügig aus und brachte über dem Tor die Initialen A & A 1905 an. Große Felder besaß das Doppler Gut nicht, allerdings viele Wiesen und Hügel mit unzähligen Obstbäumen. Der Verkauf des Obstes lohnte sich damals! Tatsächlich war diese Gegend die Hochburg der Most Produktion, weswegen es besser Mostviertel heißen sollte wie das in Niederösterreich anstatt Hausruckviertel! Tatsächlich befindet sich bis heute das größte Mostmuseum der Welt im benachbarten St. Marienkirchen.

Aloisia und Alois wurde ein Sohn geschenkt, den sie ebenfalls Alois tauften. Vielleicht würde auch er einmal eine Aloisia finden? Alois verliebte sich später in Franziska, als er Lebensmittel ins Gasthaus Schatzl lieferte. Eine Schwester seiner Mutter Aloisia hatte den Schatzl Wirt geheiratet und so den Weg gebahnt, dass der Neffe dort sein Glück mit Franziska findet. Es war Liebe auf den ersten Blick! Den beiden wurde ein Sohn geschenkt, den sie in Familientradition wieder Alois nannten. Der Enkel wurde später wieder Alois getauft! Wie passend, dass Großvater Alois einst der neu gebauten Pollhamer Kirche die Statue des Heiligen Aloisius spendete!

Aloisias Bruder am Stefflmayr Gut zeugte nur die Tochter Berta. Als diese im jugendlichen Alter eine Schifffahrt am Traunsee unternahm, geriet sie in einen gewaltigen Sturm, der ihr das Fürchten lehrte. Am Schiff vernahm man Bertas verzweifeltes Flehen in Todesangst, ihr dürfe keinesfalls etwas passieren! Sie könne doch nicht sterben, sei sie doch das einzige Kind des größten Bauern von Pollham, es wäre sonst alles dahin! Sie wurde erhört und erreichte das Ufer unversehrt!

© Walter Weinberg 2022-08-07

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