Be careful, it’s Chanel!

Maresa May

by Maresa May

Story

Sicherheitskontrollen haben immer etwas Furchteinflößendes an sich, selbst, wenn man genau weiß, dass man sich nichts zu schulden kommen lässt. Eine kleine Restunsicherheit bleibt immer. Vor allem, wenn die Securities dich bereits mit strengem, durchdringendem Blick beobachten.

Nochmal ein kurzer Check der Hosentaschen, ob sich eh keine Münze versteckt hat, dann tief durchatmen und möglichst cool und gelassen durch den Metalldetektor schreiten, während man noch fieberhaft überlegt, ob man eh den reisetauglichen BH ohne Metallhakerl angezogen hat. Herzklopfen, kleine Schweißperlen auf der Stirn. Wir sind zu sechst unterwegs, vier vor mir sind bereits durch ohne Komplikationen und atmen erleichtert auf. Noch nie haben wir es geschafft ausnahmslos alle problemlos zu passieren. Ein letzter Klopfer auf die Hostentaschen und dann mache ich mich auf den Weg durch den metallenen Rahmen, der grün leuchtet. Ich schreite hindurch und – er bleibt grün. Alles in Ordnung und meine Kiste mit meinem Handgepäck sehe ich auch bereits auf dem Rollband auf der Seite der Erleichterung.

Ein dröhnender Piepton lässt mich zusammenzucken. Die Securities hinter dem Bildschirm bei der Gepäckdurchleuchtung tuscheln und halten alles an. Einer sagt etwas in ein Walkie Talkie, dann wird auf eine aussortierte Kiste gedeutet und laut und deutlich gefragt, wem sie gehört. Mary, die als letzte durch die Schranke hinter mir gelaufen ist, meldet sich. Der Security nimmt sie zur Seite und beginnt jetzt ihr Handgepäck Stück für Stück auseinanderzunehmen, er öffnet jedes Fach und klaubt jeden Kuli, jedes Wattestäbchen, jede Centmünze einzeln heraus. Währendessen kommt eine Kollegin und kontrolliert Mary mit dem Handdetektor und schließlich noch mit einem Sprengstoffhandschuh, mit dem sie auch die einzelnen vom Kollegen vorsortierten Bestandteile abtastet.

Wir anderen fünf warten angespannt und beobachten alles mit Sorge. Derartiges ist uns noch nie untergekommen! Die Schlange hinter uns wurde mittlerweile auf andere Stationen umgeleitet. Im Hintergrund sehen wir uniformierte Beamte auf und ab marschieren, ein Hund ist auch dabei. Es ist ernst. Die halten Mary für gefährlich!

Mittlerweile wird uns richtig unwohl und tausend Gedanken schwirren uns durch den Kopf. Nur Mary ist total entspannt. Der Security ist beim Auspacken mittlerweile beim letzten Teil angelangt; einer Sonnenbrille. Jetzt wird unsere Freundin nervös. Für den Security ein Zeichen, dass er auf einer Spur ist. Er klappt die Brille auseinander, die Kollegin streift mit dem Sprengstoffhandschuh darüber. Nichts. Auch das Teil ist sauber. Wir atmen entspannt aus, der Security klappt die Brille ein wenig grob zusammen und will gerade sagen, dass sie fertig sind und sie gehen kann, als Mary plötzlich die Fassung verliert und ihn gestresst anschreit: “BE CAREFUL! IT’S CHANEL!”

Für eine Terroristin gehalten zu werden? Kein Problem.

Chanel-Brille kaputt? NO WAY!

© Maresa May 2020-08-25

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