Ich trat aus dem Haus. In der Ferne sah ich meine Freunde ums Feuer sitzen und Marshmallows grillen. Wir waren alle schon erwachsen und doch fühlten sich diese Momente immer ein bisschen so an, als wären wir noch Kindern. Als wären wir die Jungs von damals, im Körper von einem erwachsenen. Ich seufze schwer während meine Gedanken zu den alten Zeiten abschweiften.
“Alles klar bei dir? Warum bist du nicht bei den andern?”, fragte mein Vater, der plötzlich neben mir stand. “Ja, es ist nur”, fing ich zögerlich an,”manchmal frage ich mich was aus uns geworden ist. Was aus mir geworden ist, mit deiner Hilfe.” Dabei schaut ich ihn an und fühlte tiefe Dankbarkeit, die ich noch nie zu vor so gespürt hatte. “Aus dir ist ein selbstbewusster Man geworden, der alles tut, um seine Ziele zu erreichen. Dafür bin nicht ich verantwortlich, sondern du selbst und deine tollen Freunde dort drüben.” Er nickt in Richtung des Lagerfeuers. “Kann ich mal ganz ehrlich mit dir sein?”, fragte ich. “Natürlich, zu jeder Zeit”, erwidere mein Vater liebevoll. “Ich weiß, dass wir alle miteinander verbunden sind und uns nichts trennen kann. Aber manchmal fühle ich mich irgendwie so distanziert vom Rest und ich kann nicht erklären warum. Vielleicht, weil ich mich manchmal selbst fühle wie ein niemand. Jemand der einfach nur vor sich hin existiert und nirgendwo reingehört.” Erst als ich es so aussprach, wurde mir bewusst, warum ich diese Distanz fühlte. “Wir alle wollen jemand sein. Manchmal brauchen wir alle einen Geschmack davon wer wir sein können, um weiterzumachen. Dabei sind wir bereit weit zu gehen, aber nicht zu weit. Nicht zu viel Energie dran zu verschwenden herauszufinden, wer wir sind. Verstehst du was ich meine?” Ich nickte. Für einen Moment wurde es stille. Ich wollte noch etwas loswerden, war mir aber nicht sicher wie ich es formulieren sollte.
“Ich meinte das eben ernst,” fing ich schließlich wieder an zu reden. “Du hast mir geholfen all das zu erreichen, ohne dich würde ich wahrscheinlich immer noch durch ein Fenster zu meinen Träumen sehen. Du hast für mich aus diesem Fenster eine Tür gemacht. Du warst immer da, wenn Nachts all die dunkeln Gedanken kamen und hast sie mit mir durchgestanden. Du bist der einzige der weiß, wer ich wirklich bin.” Ich schaute nun zu dem Man, den ich mein Leben zu verdanken hatte, nicht nur im biologischen Sinne. Wir hatten unsere Schwierigkeit und waren zeitweise Millionen von Kilometern voneinander entfernt, doch wir haben zusammen unsere Probleme überwunden. Jetzt konnte ich mir kein Leben mehr ohne ihn vorstellen.
“Und ich werde immer da sein, wenn du mich brauchst”, erwiderte er und zog mich in seine Arme.
© Sarah Webersen 2023-07-22