beim Schamanen

Vor einigen Jahren bekam ich von meiner Schwester ein ganz besonderes Geschenk. Es gibt da einen Mann für dich. Er hat beste Referenzen. Er wird dir helfen! Dich befreien!

Ich kann es nicht glauben. Aber ich habe schon so viel versucht, warum nicht auch das? Ja ich möchte befreit werden, von diesen schrecklichen Kopfschmerzen, von dieser Migräne, die so oft mein Leben zur Hölle macht. Ich will zu diesem Mann! Zu diesem Schamanen! So vielen konnte er schon helfen. Das bezeugten die Dankesschreiben: Es ist ein Wunder! Seit ich bei ihm war, bin ich schmerzfrei. Er sah mich nur an …. Einmalig! Das waren nur einige Kommentare.

In Begleitung meines Mannes und meiner Schwester fuhren wir zur angegebenen Adresse. Der Schamane wohnte in einem von Efeu zugewachsenen romantischen Häuschen inmitten einer Gartenanlage. Ich ging alleine hinein und der Schamane verabschiedete gerade einen Kunden im Garten Frohgestimmt, aha ich bin nicht die Einzige, begrüßten wir uns. Ich hatte mir keine Vorstellung gemacht, wie ein Schamane aussieht, war aber jetzt doch enttäuscht. Jeans und Leibchen. Etwas korpulent, aber immerhin Vollbart.

Neben dem Haus befand sich eine kleine Hütte. Das war der eigentliche Behandlungsraum.

An einem Tisch nahmen wir gegenüber Platz. So, sagte der Schamane, jetzt ist Folgendes:

Ich brauch Sie nackt!

Mir wurde siedend heiß. Ich starrte ihn an. Er starrte zurück und ich musste laut lachen!

Das glaub ich nicht!

Das glaub ich schon!

Sicher nicht!

Sicher schon!

Aber ganz sicha ned!

Na ja, ich brauch ihren nackten Oberarm.

Okay, kleiner Scherzbold!

Jedem dem ich diese Konversation erzählte, war empört! Das kann auch nur dir passieren, also ich wäre gegangen, Frechheit, waren die Kommentare.

Jedenfalls ich hab’s lustig gefunden, weil einfach absurd. Ob’s Menschen gibt, die sich dann tatsächlich ausziehen? Wie auch immer, der Schamane hielt meinen Oberarm, bitte Augen schließen, ich blinzelte, sah, auch er hatte die Augen geschlossen. So saßen wir eine Zeitlang. Dann musste ich mich verkehrt hinstellen und er attestierte mir aus einer Entfernung von drei Metern, dass mein zweiter Halswirbel verschoben ist und er ihn Kraft seines Schamanentums einrichten würde. Dazu schloss er wieder die Augen. Ich stand eine Zeitlang, dann erklärte der Schamane die Behandlung für erledigt. Ich bezahlte 50.- Euro und schritt frohgemut von Dannen. Irgendwie fühlte ich mich anders. Irgendwie benebelt. Bei der Rückfahrt schlief ich eine Stunde lang. Das war schon eigenartig. Vielleicht, vielleicht…….

Zwei Wochen später hatte ich wieder Migräne. Da war ich dann aber schon enttäuscht.