Bevor Corona kam

Ulrike Ellmauer

by Ulrike Ellmauer

Story

Drei Frauen: wir kennen uns ewig und beschlossen vorigen Herbst, endlich mal gemeinsam zu verreisen. Gebucht wurde im November in Bad Mitterndorf im Ausseerland. Nach längeren Diskussionen. Man einigte sich auf 3 Einzelzimmer, denn die eine schnarcht, die nächste will nächtens öfter aufs Klo gehen und die dritte in der Nacht lesen, wenn’s mit dem Schlafen nicht klappt. Und ohne Hallenbad geht gar nix. Ja, wir waren aufgeregt wie das sein wird, ein paar Tage miteinander zu verbringen – obwohl eh klar war, dass es nur lustig werden kann. Am Freitag den 13. März 2020 brachen wir nun zu unserem Wochenende auf, um uns auf der Fahrt die Rede von Sebastian Kurz über die Coronasache anzuhören. Wir hatten das letzte Wochenende vor der Krise erwischt.

Nach dem check in gingen wir über die Straße zum Schiverleih. Wir lernten dort den örtlichen Pfarrer kennen und versumpften mit ihm an der Bar. Schafften es zum Abendessen rechtzeitig ins Hotel. Anschließend wollten wir das Partyleben in Bad Mitterndorf erforschen, gingen durch leergefegte Straßen und landeten im Cafe am Platzl. Und blieben bis Mitternacht, denn wir hatten sehr viel Spaß mit dem Wirt und seiner Freundin.

Tags darauf Frühstück, Entspannung im Hallenbad, Besuch bei Verwandten am Bauernhof. Beim Abendessen erreicht uns ein Whatsapp vom Schiverleih: ein Foto vom Pfarrer plus Schiverleihmitarbeiter mit einer Einladung zum Noagaltrinken. Oh ja, wir spazierten nach dem Essen auf ein Achterl hin. Und anschließend wieder ins Cafe am Platzl, weil dort wartete man schon auf uns. Dort gab’s noch ein bissl was auszutrinken. Bis 1 Uhr früh. Es war arschkalt am Nachhauseweg.

Sonntag, der letzte Tag vor dem Coronawahnsinn. Wir holten Schi und Schischuhe beim Schiverleih ab und fuhren auf die Tauplitz. Große Aufregung, weil zwei von uns schon länger nicht mehr auf Schi standen. Das erste mal auf einem Carver! Ja, ging eh gut. Das Panorama war wunderbar, ziemlich frisch am Gipfel, etwas eisig vom Kunstschnee, weiter unten wurde es weicher. Nach drei Abfahrten streikten die Knie und der Einkehrschwung wurde eingeleitet. Sonne an der Hüttenwand, lauter nette Leute rundherum die diesen Tag genossen, sehr gute Jause, a gmiatliche Hüttn, Austropop aus den Lautsprechern und der Pfarrer, der dabei war, sich um seine Schäfchen in den Schihütten zu kümmern.

Es waren drei wunderbare Tage, die wir im Ausseerland verbringen durften. Wir hatten das Gefühl, in einer Blase zu sein, in der wir sicher vor allen Gefahren der Welt waren. Wir hatten uns Drei, wir hatten viel Spaß, lernten sehr liebe Leute kennen und eigentlich wollte keine von uns wirklich nach Hause. Wir traten die Rückreise mit einem mulmigen Gefühl an, so als ob man in ein Krisengebiet fährt. Von Ausgangssperre war die Rede, wir erinnerten uns an Omas Erzählungen vom Krieg.

Doch sind wir froh, bei unseren Familien zu sein. Und nun denken wir bei jeder aufkommenden Depression an den wunderbaren Urlaub vor Corona. :-)

© Ulrike Ellmauer 2020-03-26

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