Bewahrung – Unter einem Schirm

Theodor Leonhard

by Theodor Leonhard

Story
Soltau 2024

“Q?X!O@W!?” Mir fehlend die Buchstaben, um den Knall des Schlags richtig auszudrücken, der mich wieder zur Besinnung brachte. Wir schlitterten an der Leitplanke neben der linken Spur entlang. “Scheiße! …” fing ich an, bis meine Frau mich beruhigte. “Das Wichtigste: Wir leben!” Unser Auto kam zum Stehen.

Meine Frau stieg vom Beifahrersitz aus dem Auto, zog eine Warnweste an und tat geistesgegenwärtig, was nötig war. Da hatte auch schon ein Auto angehalten, aus dem hilfsbereite Menschen ausstiegen und ganz schnell bei uns waren. Als Fahrer konnte ich auf meiner Seite nicht aussteigen. Meine Tür war direkt an der Leitplanke. Aber ich konnte mich problemlos auf die Beifahrerseite hieven. “Sitzenbleiben!”, forderte mich eine Frau auf, die zu den hilfsbereiten Geistern gehörte. “Wir wissen nicht, was am Kopf oder an der Wirbelsäule oder an den Beinen ist. Sie bleiben sitzen, bis der Krankenwagen hier ist!” Sie hat mir Geschichten erzählt, damit ich ihr nicht “entgleite”, wie sie es genannt hat.

Ich war der Fahrer unseres Autos, als der Unfall passierte. Aber ich habe keinerlei Erinnerung daran, was in den Sekunden vor dem Schlag gegen die Leitplanke passierte. Einer der Männer, die an der Unfallstelle halfen, erzählte, dass ich seinen Sattelzug hinten touchiert hätte. Das hätte zum Unfall geführt. Es gibt die Vermutung, dass ich etwa 120 km/h gefahren bin und der Sattelzug mit etwa 90 km/h unterwegs war. Ich kann dazu nichts sagen, weil ich es nicht weiß.

Wir waren an diesem Sonntagvormittag auf dem Weg zu unserem Sohn und seiner Familie nach Dänemark. Zwei Wochen Urlaub lagen vor uns. Nachdem wir bei unserer Tochter in Hessen übernachtet hatten, fuhren wir etwa um 5 Uhr in der Frühe los. Alle zwei Stunden wollten wir uns als Fahrer abwechseln. Meine Frau fuhr die ersten zwei Stunden. Dem folgte ein gemütliches Frühstück in einer Raststätte bei Hannover. Danach setzte ich mich ans Steuer. Nach etwa einer Stunde Fahrt passierte es.

Wir haben es erlebt, wie von einer Minute zur anderen sehr Vieles anders sein kann.

Wir sehen es aber vor allem als Wunder, dass während dem Unfall auf der dreispurigen Autobahn von rechts bis links kein weiteres Auto in einer gefährlichen Nähe war. Zugegeben, es war Sonntagmorgen um 8 Uhr. Dennoch hätte es ganz anders sein können.

Wir staunen am meisten selbst darüber, wie wir aus dem Auto aussteigen konnten. Gerade noch knapp 1.000 Euro war das Auto wert. Die Reparatur hätte mehr als 40.000 Euro “verschlungen”. So sah das Auto auch aus. Zwar wurden wir beide zur Untersuchung in die Klinik gefahren. Meine Frau hat einige schmerzhafte Prellungen. Ich habe überhaupt keine körperlichen Beschwerden.

Wir sind Gott sehr dankbar dafür, dass wir so bewahrt blieben sind.



© Theodor Leonhard 2024-07-23

Genres
Biographies
Moods
Herausfordernd, Emotional, Hoffnungsvoll, Angespannt
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