Bimssteinvorkommen auf Lipari

Gabriele Koubek

by Gabriele Koubek

Story

Einer der Gründe warum sich Menschen in der gefährlichen Umgebung eines Vulkans ansiedeln ist, dass es dort viele Rohstoffe gibt.

Die Ostküste der Vulkaninsel Lipari zeigt ein ganz anderes Landschaftsbild als der Rest der Insel.

Hier wurde seit der Mitte des 19. Jahrhunderts großräumig im Tagbau Bimsstein abgebaut. Fast ein Viertel der Insel besteht aus Bims. Die Ablagerungen sind stellenweise bis zu 300 Meter dick.

Der Abbau war einfach und über viele Jahre ein blühender Wirtschaftszweig. Der Bims wurde gleich an Ort und Stelle verarbeitet, abgefüllt und auf Schiffe verladen.

Bimsstein entsteht durch gasreiche Vulkanausbrüche. Dabei wird die Lava aufgeschäumt und durch rasches Erstarren bleibt das Gestein mit Gasen gefüllt. Die raue, poröse Struktur sowie die geringe Dichte sorgen im ausgehärteten Zustand dafür, dass der Stein sehr leicht ist und daher im Wasser schwimmen kann.

Verwendung findet der ungewöhnliche Stein als Polier- und Schleifmittel.

Zu finden war er früher sogar in der Zahnpasta. Handliche Bimssteine werden für die Fußpflege und zum Abschleifen überschüssiger Hornhaut angeboten.

Fein zermahlen sorgt der Bims für den stone-washed Effekt bei Jeans. In der Industrie wird das Material wegen seiner Wärmedämmfähigkeit verwendet.

Der Bimssteinabbau war für Lipari über viele Jahre ein Garant für Wohlstand.

Für die Arbeiter war es ein sehr gefährlicher Job da der zermahlene feine Staub eine Staublunge verursachte, die das Leben der Arbeiter stark verkürzte.

2007 wurde der Landschaft zerstörende Bimsabbau eingestellt. Das war eine der Bedingungen der UNESCO um die Äolische Inselgruppe zum Weltkulturerbe erklären zu können.

Geblieben sind die verlassenen Steinbrüche, die Überreste einer Fabrik, eingefallene Gebäude und ein verlassenes Gelände, auf dem Fahrzeugwracks und Förderbänder vor sich hin rosten. Das Meer, Wind, Salz und Wellen haben den größten Teil der Förderanlage angenagt und abgetragen.

Die Geschichte der einst blühenden Bimssteinindustrie erzählen heute noch die leuchtenden weißen Berge und die verfallenen Fabrikanlagen. Diese werden langsam aber stetig von der Natur zurückerobert.

Das Meer erscheint an dieser Stelle, durch die Ablagerungen des schneeweißen Bimssteins, in einem leuchtenden Türkis.

© Gabriele Koubek 2022-06-03

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