Bist glücklich?

Gudrun Salzer

by Gudrun Salzer

Story

Kürzlich und in aller Schlichtheit wurde diese Frage an mich herangetragen.

Ein wenig später trudelte die Dimension von Glück gekonnt verschriftlicht, durch einen Herzensmensch, bei mir ein.

Am Lagerfeuer anlässlich der Wintersonnenwende hielt ich unvermittelt ein Glas in meinen Händen. Eben zünde ich das Teelicht darin an. Zart geschwungenes Glück leuchtet mir graviert entgegen.

Vor vielen Jahren gab es zwischen einer frisch gebackenen Mutter sowie einer, die schon länger in dem Metier tätig ist, eine Diskussion, ab wann ein Kind glücklich ist und wie man als Mutter ein Kind glücklich macht.

Als damalige Nichtmutter stieß mir die Frage nach dem Wie refluxartig ins Hirn.

Ist es wirklich an mir, einen anderen Menschen glücklich zu machen? Für dessen Glück verantwortlich zu sein?

Ein frisch geschlüpfter Mensch braucht Liebe, Empathie, wohlwollende Hände, Verlässlichkeit. Ist das die Definition von Glück? Ein heranwachsendes Kind lebt dann glücklich, wenn das Hotel Mama variabel auf das Schlaraffenland per Ansage ausgeweitet werden kann? Wenn obsorgeberechtigt alle Steine aus dem Weg geräumt sind?

Ist man, ist frau dann glücklich, wenn alles rund um einen rund läuft? Wenn ein Helikopter kreist und mit seinem Rotorblättern rückhaltlos K Ü C G L verwirbelt? Sieht so das perfekte Glück aus?

Der Jahreswechsel steht bevor. An allen Ecke und Enden werden sie angepriesen. Die Glücksbringer. Hufeisen, Schwammerl, Kleeblätter, Kaminkehrer. Bei uns sind es heuer Schweinereien. Süß duften sie. Die von Kinderhand gefertigten Rüsseltiere aus Germ.

Kann man Glück demnach so ganz einfach essen? So wie die Weintrauben? Es in Blei gießen? In wohlgeformten Gläsern sprudelnd klingen lassen? Walzer tanzend einfangen? Bunt knallend in den Himmel schießen? Kann das Glück so gelingen? Oder gelingt ein Leben nur, weil man Glück hat? Weil es einem zufällt und man stets auf der Butterseite landet? Ein Butter-Potato also? Ob etwa ein lebendes Exemplar auf diesem Planeten weilt, das im vollkommenen Glück aufgeht? Rund um die Uhr? Zeit seines, ihres Lebens?

Gerald Hüther verdanke ich die Einsicht, dass ein gelungenes Leben sich dann entfaltet, wenn die Hindernisse auf dem Lebensweg gerade noch selbst aus dem Weg geräumt werden können.

Das Zusammenspiel aller Fertigkeiten, Erfahrungen. Bereits gesammeltes Wissen. Ein Griff in die ureigene Werkzeug- und Schatzkiste als Antrieb zum Wachstum. Ausdauer, Kreativität. Nicht alles gelingt im Alleingang. Eigenen Fehler, Schwächen, Rückschläge und Unzulänglichkeiten wertzuschätzen. Zur Selbstliebe. Sich selbst zu schätzen, öffnet das Herz. Für geliebte Menschen. Für die, die den Lebensweg bunt bereichern. Für die, die helfen, es selbst tun zu können.

Ja, ich bin glücklich.

Mit meiner Butter- und Schokoladenseite. Und meinen Rissen…

“Glücklich sind die mit den Rissen im Leben, denn sie lassen das Licht herein.”

In diesem Sinne: ein liebevoll, glücklich- gelungenes 2023!

© Gudrun Salzer 2022-12-31

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