Ein Zitat, das mir vor kurzem begegnete, als ein politischer Journalist den aktuellen Zustand der Menschheit – aus seiner persönlichen Sicht – zu beschreiben versuchte. Kurz und knapp in wenigen Worten auf den Punkt gebracht. Ich begann umgehend, im Internet zu recherchieren. Denn der vorgenannte Journalist verwies – als Ursprung des Zitats – auf den “King Lear” von Shakespeare. Und siehe da: er hatte recht. Hier das Ergebnis meiner Recherche nach: “Wer sagte “Verrückte führen Blinde?”
Peter Stein inszenierte bei seinem Burg-Debüt Shakespeares “König Lear” mit Klaus Maria Brandauer. In der ersten Szene des vierten Akts sagt der geblendete Gloster in der sehr guten neuen Übersetzung von Peter Stein: „Das ist die Seuche dieser Zeit – Verrückte führen Blinde“ (when madmen lead the blind).22.12.2013
Ok, dachte ich, das passt! Ob wir uns auf der sog. Weltenbühne umschauen oder im beruflichen Umfeld. Manche von uns beobachten es darüber hinaus ebenfalls in privater Runde. Was ist bloß los mit den Menschen? Denn all diese unglaublichen Dinge, die aktuell geschehen oder zu geschehen scheinen (wer von uns kann schon wirklich wissen, was am Ende real und was fake ist), wären m. E. nicht möglich, wenn eine Mehrheit nicht zu den vorgenannten “Blinden” gehören würde. Die quasi wie automatisch dem folgen, was von oben gepredigt wird. Die neuen Prediger sind in ihrer absoluten Mehrheit die amtierenden Politiker, die von Finanzmitteln abhängige Wissenschaft und die Medien in ihren verschiedenen Ausprägungen (von den sog. Massenmedien bis hin zu den zahlreichen Social-Media-Plattformen). Auf denen man – ohne Angst vor Konsequenzen – munter drauflos mosern kann. Solange man in die richtige Richtung meckert. Um es bewusst vornehm zu formulieren. Über das “Warum” = sich Menschen oft wie Herdentiere verhalten = ist bereits viel gesagt worden. Komfortzonen = man möchte dazugehören. Hat Angst vor sozialer Ausgrenzung, vor beruflichen Nachteilen, im schlimmsten Fall vor öffentlichen bzw. zielführend inszenierten Shitstorms.
Ich erlebe es gerade in meinem näheren beruflichen Umfeld. Hintergrund ist wie fast immer: das liebe Geld, Ehrgeiz, Eitelkeit, Konkurrenz. Eine Gemengelage, die besonders dann zu unschönen Blüten führt, wenn der Druck von “oben” (sei es das Management und/oder verschärfte gesetzliche Vorschriften) tendenziell zunimmt. Die Stunde der Wahrheit, sozusagen. Denn die Spreu beginnt sich vom Weizen zu trennen. Die “Blinden” auf der einen Seite, die “Sehenden” auf der anderen. Letztere zeichnen sich oft aus durch Sensibilität, Mut und die Anwesenheit eines “inneren Rebellen” = Nicht mit mir!
Mir war in letzter Zeit vermehrt bewusst geworden, dass meine Beobachtungen und Erlebnisse zu einem deutlichen Plus an innerer Freiheit führen. Da sich die aktuellen Entwicklungen mitunter als derart absurd darstellen, dass es mir schier unmöglich ist, sie auch nur annähernd für “voll” zu nehmen. Und mich von daher mehr auf mich selbst und meinen inneren Kompass verlasse = Überzeugungen, mit denen ich mich wohl und eins fühle. Ohne Aggression oder Feindseligkeit. Ab und an stelle ich konkrete Fragen = mit dem Ziel, meinem Gegenüber eine Vorstellung von Eigen-Verantwortung näherzubringen. In vollem Bewusstsein der Tatsache: Wenn’s nichts nutzt, schaden kann’s auch nicht … 😉
© HelgaLombardi 2025-03-30