Bor [Kapitel 2.1]

Natascha Novak

by Natascha Novak

Story

THUMP. ALLES GESCHAH SO SCHNELL.

Ich schien bewusstlos gewesen zu sein, denn als ich meine Augen aufschlug, dämmerte es bereits. Meine Arme brannten und mein Hinterkopf pochte. Vorsichtig fuhr ich mit meiner Hand über die schmerzende Stelle und erschrak. Ich sah auf meine Fingerspitzen … sie waren blutrot. Ich rappelte mich hoch, griff in meinem Rucksack und nahm zitternd ein Taschentuch heraus und presste es gegen die Wunde. Ich wartete eine Weile, bis mein Hinterkopf nicht mehr blutete. Glücklicherweise war die Verletzung nicht allzu groß, dennoch musste es behandelt werden. Meine Unterarme waren ebenfalls von dem Fall aufgeschürft – was für ein Tag! Ich trank einen Schluck Wasser aus der Flasche, die ich ebenfalls in meinem Rucksack hatte und sah mich um. Wo war ich hier? Die Mauern waren überwuchert und mit Streben gestützt. Dreck, Erdklumpen und schwarze kleine Steine lagen am Boden verstreut. Über mir klaffte ein großes Loch. Ich blinzelte. Ich war inmitten der stillgelegten Mine von Oden gelandet!

Ich schnaufte. Die Decke musste im Laufe der Zeit eingestürzt sein, dachte ich. Ich griff nach meinem Handy und wählte die Nummer meiner Eltern, jedoch war kein Signalton zu hören. Tränen brannten mir in den Augen aber ich durfte jetzt nicht die Fassung verlieren. Langsam kam ich auf die Beine und wurde wütend. Nathan und Karl haben mich einfach zurückgelassen! „Ich scheiß´ auf euch!“, rief ich laut hinauf und hörte meine Stimme als Echo widerhallen. Eines wusste ich mit Sicherheit, den gleichen Weg zurück konnte ich nicht nehmen, also beschloss ich meine Taschenlampe am Handy anzuschalten und einen anderen Ausgang zu suchen. Ein paar Meter entfernt von mir lag das ausgeborgte Buch und packte es seufzend in meinen Rucksack. Die Erkundung der dunklen Mine machte mir einerseits Angst, andererseits war ich von ihr fasziniert. Ich suchte einen Weg, der beständig aufwärts ging, um nicht noch tiefer ins Bergwerk zugeraten. Eine halbe Stunde ging ich voran, bevor ich an einem verschütteten Gang ankam.

Nein! Meine Lunge schnürte sich zu, der Sauerstoffmangel machte sich bereits bemerkbar. Fassungslos stützte ich mich auf meine schlotternden Knie. Erneut sah ich auf mein Handydisplay, das immer noch keinen Empfang anzeigte. Ich dachte nach – ich musste zurück, woher ich kam, andernfalls wird dies meine Grabstätte. Stark keuchend machte ich kehrt, mein Kopf pochte und ich war müde. Wieder am Anfang, dachte ich, und ließ mich auf den Boden fallen. Ich atmete die frische Luft ein und blickte aus dem Loch. Die ersten Sterne zeigten sich bereits am Himmel. Ich sah auf mein Handy und dachte an meine Eltern. Sie mussten sich schreckliche Sorgen machen! Tränen liefen über meine Wangen, bis ich ausgelaugt einschlief.

© Natascha Novak 2024-11-24

Genres
Science Fiction & Fantasy
Moods
Abenteuerlich, Dunkel, Emotional, Traurig