Lieber Georg,
ich kenn dich schon – naja eigentlich deine Lieder – seit ich denken kann, du bist ja a bissl älter als ich.
Wie ich ein Kind war, habens im Ö3 immer die gleichen zwei Lieder von dir gspielt. Den “Nackerten im Hawelka” und den “Doppelgänger”. Ich fand die ja auch echt recht witzig, die Texte sind leiwand und auch die Melodie ist schön.
Irgendwie bist du damals trotzdem untergegangen im großen Erwachen der Austro-Popper. Der Fendrich hat jeden Sommer seinen Hit rausgehaut, den es dann im Radio rauf und runter gespielt hat – Strada del Sole – du erinnerst dich bestimmt. Und der Ambros, der mit 25 schon geklungen hat, als wäre er ein 70-jähriger Kettenraucher und Whiskytrinker hat sich auch ein ordentliches Stück vom Rampenlicht geholt.
Viel zu Spät hab ich von dir die wunderschönen, ergreifenden Texte gehört, wo du so zärtlich über die Liebe, deine Kindheit, weiße Pferde und den Kaiserschmarrn von deiner Oma singst.
Ich hätte dich so gerne kennen gelernt. Wer weiß, vielleicht würde ich mein Leben und mich wesentlich besser verstehen, wenn du es mir erklärt hättest. Aber du bist nimmer da, du hast den Krebs nicht besiegen können und bist einfach viel zu früh gestorben. Was hättest du noch für Lieder geschrieben, Konzerte gespielt und Interviews gegeben.
Du bist 60 Jahre alt geworden und hast so viel für uns Menschen mit Herz hinterlassen. Ich könnte 100 werden und würde immer noch nicht in deine Fußstapfen passen. Du bist eben unerreicht.
Ich habe eine CD “Austria 3”, da ist eine köstliche Unterhaltung von euch drauf (also du mit deinen Freunden Wolfgang und Rainhard), wo ihr über dein Lied vom “Frauenmörder Wurm” plaudert. Ich habe es bestimmt schon hundert mal gehört und lache immer noch darüber.
Vielen Dank für deine Musik, du bist eine Inspiration für mich, so ein Herz, so eine Seele und so viel Kreativität, Talent und Gefühl in einem einzigen Menschen vereint. Ich ziehe meinen Hut und schicke dir ein dickes Bussi rauf ins Universum.
Edith
© Edith Nestlang 2020-04-18