Bürokratiemonster: Wald trifft Stein

Als ich im Waldviertel ankam, fand ich einen Brief von der Bezirkshauptmannschaft in meinem Postkasten. Dreimal musste ich dieses Schriftstück lesen, um mich zu vergewissern, ob ich in der Realität oder im Kabarett gelandet bin. Ausgangspunkt ist folgender Sachverhalt: Steine am Waldrand abgelagert von meinem Nachbarn. Ist diese zugeparkte Fläche Wald oder Lagerplatz?

Das Waldviertel ist voll mit Steinen. Steinviertel nenne ich es manchmal. Jetzt liegen da seit Jahrzehnten Unmengen von Steinen, die der Nachbar an meiner Grundstücksgrenze abgelagert hat, welche er nicht mehr braucht. Oder sie sind zwischengelagert, bis er wieder Verwendung dafür hat.

Die Netz NÖ GmbH hat bei der Bezirkshauptmannschaft Zwettl, Fachgebiet Forstwesen, um Durchführung eines Feststellungsverfahrens für diese Teilfläche angesucht, ob diese 200m2 Teilfläche Wald im Sinne des Forstgesetzes ist. Zu diesem Antrag wurde ein Sachverständigengutachten eingeholt. Das Ergebnis dieses Gutachtens ist, dass diese Teilfläche nicht Wald im Sinne des Forstgesetzes ist.

Jetzt dürfte ich eine Stellungnahme abgeben. Die forstfachliche Stellungnahme habe ich auch übermittelt bekommen. Die bescheidmäßige Feststellung der Nichtwaldeigenschaft hat die EVN wahrscheinlich glücklich gemacht, weil sie genau dort ein Projektvorhaben angeht.

Ganz genau haben sie es festgestellt, bei dem ein Forst-GIS-Tablet und imap-GIS-Anwendung zum Einsatz kamen. Ergebnis: Die Fläche von 200m2, angrenzend an mein Marterl stellt einen Lagerplatz für Steine und Grobblöcke dar. Die damalige Rodung vor Jahrzehnten ist nicht mehr zu verfolgen.

Mein Einspruch könnte lauten: so einfach hingeschmissene Steinblöcke sind dem Steinviertel nicht würdig. Man drapiere und forme sie zu einem denkmalwürdigen Kraftplatz mit Formationen von Steinriesen und anderen Formen. Es soll aussehen wie ein Überrest aus längst vergangenen Zeiten. Ich würde mithelfen bei der Gestaltung und ein Rutengeher würde am Ende das Kraftfeld bestätigen und wir hätten dann einen weiteren Kraftplatz im Waldsteinviertel. Touristen würden Eintritt bezahlen und unser Tal würde aufgewertet bis in alle Ewigkeit.

Die EVN wird die Stromleitung genau dort unter die Erde verlegen, also genau nix mit Kraftplatz. Also träume ich weiter von einem aufgewerteten Tal.