Challenge accepted

Sandra Elisa Haiden

by Sandra Elisa Haiden

Story

Jeder Mensch kommt mit einem gewissen Plan oder Thema in seinem Leben auf die Welt. Wir sind hier, um zu lernen und über uns hinauszuwachsen. Könnte es eventuell sein, dass mein ungeborenes Kind vielleicht ganz andere Pläne in seinem Leben hatte, als mir lieb waren? Und was war meine Chance in dieser Situation?

Ich bekam noch ein letztes Mal unglaublich viel exklusive Zeit mit meinen beiden Kindern geschenkt. Dafür bin ich nach wie vor dankbar. Denn es war klar, wenn das Baby erstmal da ist, dann bliebe für die zwei Großen weniger Zeit übrig. Insofern war das ein richtig feiner Zug des Universums.

Wenn die Welt um einen herum verrücktspielt und alles, was man als selbstverständlich erlebt hat, plötzlich anders ist, dann darf man sich auf die grundlegenden Dinge konzentrieren. Mein eigenes Leben. Ablenkungen von außen fanden nicht mehr statt. Es gab keine Termine mehr. Mein Körper sendete unübersehbare Signale an mich, denen ich nun nachging. Mein Surfbrett ritt auf der Nestbautriebwelle und ich hatte die größte Freude daran.

Aus Angst vor einer Ansteckung ging ich nicht mehr einkaufen. Eine meiner Mammutaufgaben löste sich somit in Luft auf. Kein Schleppen mehr von viel zu schweren Taschen über viel zu viele Stiegen. Mein Fokus richtete sich nur mehr auf unser Miniversum. Und das war ja durchaus noch in altbekannter Form da. Jeden Tag übte ich mich in Dankbarkeit. Und mir fiel so vieles ein, was in meinem Leben immer noch wunderschön war. Ich dachte an die Geburt, wie ich sie haben wollte. Ich hörte meine Geburtsmeditation rauf und runter, auch nachts, wenn ich wach lag.

Ich hörte auf, mich über den aktuellen Stand darüber, ob Väter nun in den Kreißsaal mit durften oder nicht, zu informieren. Es war sinnlos, weil ja am nächsten Tag alles wieder anders hätte sein können. Wir würden es sehen. Und wenn es nicht gepasst hätte, dann bekäme ich das Kind eben daheim. Es gefiel mir, auf einmal die Möglichkeit dazu zu haben.

Ich akzeptierte, dass mein Baby offensichtlich einen anderen Plan hatte, als ich ihn für richtig erachtete oder es mir gewünscht hätte. Ich vertraute darauf, dass alles gut würde. Ich blieb in meiner Mitte. Meistens.

Denn was für ein Zufall konnte es sein, dass diese ganze Corona-Sache genau an meinem Geburtstermin komplett relevant wurde? Gar keiner. Also hätte ich entweder daran zerbrechen können oder ich machte das Beste daraus. Meine Entscheidung stand fest: Herausforderung angenommen.

Ich hatte wenig Einfluss darauf, was für ein Seelchen da nun zu uns kam. Vielleicht eines mit dem Lebensthema Verlust? Bitte nicht.

Auf jeden Fall gab es für mich die große Wachstumschance, mich in Vertrauen zu üben. Ein ungesicherter Sprung mit geschlossenen Augen, in der Hoffnung auf eine weiche Landung. Wie hilfreich wäre ein Blick in die Zukunft gewesen.

© Sandra Elisa Haiden 2021-07-30

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