Ich hatte einen Termin bei meiner Ă„rztin, war aber zu frĂĽh dran. In der Bibliothek ihres Wartezimmers fand ich ein Buch, das mein Interesse weckte: “Die CholesterinlĂĽge – das Märchen vom bösen Cholesterin” von Prof. Dr. Walter Hartenbach. Weil ich doch deutlich zu frĂĽh dran war und mich irgendwo thematisch betroffen fĂĽhlte, nahm ich die Gelegenheit wahr, in diesem Buch zu blättern und auch ein Kapitel zu lesen.
Mein Cholesterinspiegel war, wann immer er gemessen wurde, leicht über der Grenze dessen, was die Medizin damals noch für unbedenklich hielt (200). Mit geringfügigen Schwankungen, je nach dem, ob ich gerade gesund zu leben versucht habe, bekocht wurde oder Rezepte selbst ausprobiert habe, die zwar kaloriös, aber für mich attraktiv waren.
Das Buch war fĂĽr mich so interessant, dass ich es mir noch am gleichen Tag gekauft habe. Und am folgenden Wochenende in meiner Wochenend-Location, schlechtwetterbedingt, in einem StĂĽck durchgelesen habe.
Auf das Wesentliche reduziert, sagt Prof. Hartenbach, dass die gesundheitlich gefährliche Grenze beträchtlich höher liegen würde und die Mediziner, gesponsert von der Pharma-Industrie, bewusst Grenzwerte niedrig legen würden, um große Teile der an sich und sonst gesunden Bevölkerung damit zu Patienten zu machen. Diese würden damit beträchtliche Umsätze generieren und den Pharma-Konzernen (und ihren Aktionären) stattliche Gewinne bescheren.
Für mich und meinen Cholesterinspiegel waren das zunächst beruhigende Nachrichten. Auch wenn ich im Hinterkopf den Gedanken hatte: kämpft da Don Quijote gegen Windmühlenflügel, zwar mit Berechtigung, aber voll realistisch und in allem glaubwürdig?
Am Montag danach war ich auf dem Weg nach Hause. Dabei hörte ich im Autoradio in den Nachrichten folgende Meldung: der (damals) weltgrößte Pharma-Konzern Pfizer (Umsatz ca. 48 Mrd US $) plante die Übernahme des Mitbewerbers Wyeth. In wenigen Jahren würde der Patentschutz des cholesterinsenkenden Medikamentes Lipitor auslaufen. Das würde zu Umsatz- und Gewinneinbrüchen führen. Das könnte man seinen Aktionären nicht zumuten, deshalb der geplante Firmenzukauf. Mit nur diesem Medikament Lipitor und den unter anderen Namen verkauften identischen Cholesterinsenkern würde Pfizer 28% des Konzernumsatzes erwirtschaften!
Eine unvorstellbare Dimension, die vieles erklärt. Das heißt 13,5 Mrd. $ an Umsatz! Wie viel das an Gewinn bedeutet, wissen wir nicht. Aber dieser Wert erklärt, warum sich die gesamte Medizin hier engagiert. Auf Kosten von an sich gesunden Menschen! Und dass erschütterte mich in den Grundfesten!
Und mein Schluss: Prof. Hartenbach hat wohl Recht. Und mein Cholesterinwert (die Pharma-Industrie und die Mediziner haben den Grenzwert inzwischen auf 160 reduziert) ist mir so lange wurscht, solange er in diesem Bereich bleibt, in dem er sich bisher bewegt hat. Auch wenn dieser ĂĽber allen “Grenzwerten” liegt! Mit mir nicht, liebe Pharma-Industrie!
© Walter Lepuschitz 2021-03-17