Culicosis bullosa – 2

Ulrike Nikolai

by Ulrike Nikolai

Story

Ich weiß nicht genau, ob es die Folge eines scheinbar nicht verabredeten Rendezvous’ war, das mir diese kleine Erinnerung in Form eines kreisrunden Bläschens einbrachte. Aber ich weiß, dass das Phänomen nur vorübergehend und ein äußerst intelligenter Vorgang ist.

Entdeckt habe ich eine nur kleine rote Stelle an meinem linken Innenfußknöchel, als mein Mann mir am Frühstückstisch irgendwas aus der Zeitung vorlas, in dem es um Zecken ging. Ich spürte ein Jucken unten am Bein, schob das Hosenbein ein Stückchen hoch und entdeckte eine rote Stelle. In ihrem Zentrum befand sich – wie unter der Hautoberfläche – ein winziger schwarzer Punkt. Rund um die Stelle sah das Gewebe geschwollen und gerötet aus. Es war wärmer als die Umgebung.

Mein wissendes Hirnareal meldete: Aha. Entzündung, weil warm und dick.

Ein anderes Areal war – schwupps – in der Vergangenheit und erinnerte sich an eine langwierige Geschichte, von der ich nicht einmal ganz genau weiß, wodurch sie ausgelöst wurde. Sie schickte mich vor 14 Jahren auf einen labyrinthartigen Weg, auf dem ich sehr viel über Zusammenhänge lernte und der mich fast (aber nur FAST!) den linken Unterschenkel gekostet hätte. Im Krankenhaus ging man von einem Unfall aus, ich selbst wusste kurze Zeit später, dass ich Lime-Borreliose hatte. HATTE!

Mein drittes Hirnareal bewegte sich nur zwei Tage zurück. An dem Tag hatte ich erst am Abend mit meinem Mann zusammen ein paar Bodendecker eingepflanzt, weil es uns am Tage zu warm gewesen war. Ich erinnere mich noch an einen Moment, in dem ich aus der Hocke hochkam und in der bereits beginnenden Dämmerung etwas Schwarzes unten an meinem Bein wahrnahm. Irgendein Insekt. Erdbiene, Erdwespe, Erdhummel? Oder eine Stechfliege (Bremse)? Reflexartig schlug ich danach und verspürte einen schmerzenden Stich. Nur ganz kurz. Ich wollte fertig werden, also rupfte ich noch die letzten Beikräuter aus dem Boden, tat sie in einen Eimer, packte das Gärtnerwerkzeug zusammen und machte Feierabend. Und vergaß den Vorfall.

Inzwischen weiß ich, dass ich in der Eile unaufmerksam war. Ich wollte unbedingt noch diese Beetstelle fertig bekommen. Natürlich gab es keinen wirklichen Grund dafür, alles an diesem Abend zu schaffen. Aber wenn Klein-Ego will, dann verliert es die innere Balance und wird er-INNER-t. Also ging ich IN mich. Ich horchte auf die Stimme, die mir Leben gibt, die mich mit allem verbindet, die alles als Gemeinschaft erschaffen hat. Da ich weiß, dass sie in allen Zellen der Schöpfung wirkt, vertraute ich dieser Stimme, die sich nach einem weiteren Tag in einem Bläschen zum Ausdruck brachte. Was dieses vermutlich in Not geratene Insekt in mich hineingespritzt hatte, will mein Körper natürlich wieder loswerden. Es ist absolut spannend zu beobachten, wie ihm das gelingt. Das Bläschen ist eine Sammelstelle für Lymphflüssigkeit, die das Unpassende aus dem Körper schwemmt. Während der Bläschenbildung lassen die Wärme und die Schwellung im Umfeld nach, das Bläschen platzt und entlässt das Sekret nach außen. Die Haut heilt darüber wieder ab und alles ist wieder in Balance. Ein letzter Blick zurück … und weiter geht’s!

© Ulrike Nikolai 2024-06-28

Genres
Spirituality
Moods
Herausfordernd, Informativ, Reflektierend
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