by Eva Filice
„Da blickt der Steffel lächelnd auf uns nieder und denkt sich still der stolze Dom: Das ist mein Wien, die Stadt der Lieder am schönen blauen Donaustrom!“ So lautet der Refrain des Wienerliedes „Die Stadt der Lieder“, das der Komponist und Textdichter Oskar Hofmann Ende des 19. Jh. komponierte.
Viele Komponisten, Liedermacher und Sänger:innen komponierten bzw. interpretierten seit vielen Jahrzehnten Lieder über Wien. Vom Heurigenlied über Schlager und Austropop bis zu den Songs der aktuellen Wiener Szene erklingen Lieder, die Wien zum Thema haben, auf sehr unterschiedliche Weise. Abgesehen von den Komponisten des klassischen Wienerliedes entdeckte ich, dass auch Udo Jürgens eines seiner Lieder „Wien“ nannte und am Ende feststellte: „Ja, selbst, wenn wir tausend Jahre leben bleiben und ich hätt’ jedes Wort der Welt parat, ich könnte die Gefühle nie beschreiben, für dich und diese Stadt. Wien!“
Für einiges Aufsehen sorgte der Austropop-Barde Georg Danzer 1975 mit seinem Lied „Jö, schau, so a Sau, was macht a Nackerter im Hawelka.“ Der Reichtum seiner ausdrucksstarken Lieder greift auch Tabu-Themen der damaligen Zeit auf: von „Lasst´s mi aus“ (Steinhof, das Narrenhaus von Wien)“ über „Ganz Wien träumt von Kokain“ bis „Die Ballade vom versteckten Tschurifetzen“. Er singt seine Lieder mit Augenzwinkern im Wiener Dialekt. Der Liedermacher Reinhard Fendrich erkundigt sich: „Haben Sie Wien schon bei Nacht geseh´n?“ Robert Stolz stellt fest: “Wien wird bei Nacht erst schön.” Der Austropop-Star Wolfgang Ambros steigerte 1975 seinen Bekanntheitsgrad, als er anlässlich des 100-jährigen Jubiläums des größten Wiener Friedhofs “Es lebe der Zentralfriedhof” im Wiener Dialekt sang.
Der 36-jährige Nino aus Wien besingt auf Wienererisch im „Praterlied“ u.a. den Wurstelprater in der Nacht. Gemeinsam mit dem Liedermacher und Dichter Ernst Molden behauptet auch er ein „Vorstadtcasanova“ zu sein. Voodoo Jürgens, 1983 geboren, kündigt mit schwarzem Humor mit Wiener Idiom makabere Vorgänge an: „Heit grob ma Tote aus“. Der unvergessliche Ostbahnkurti bringt uns den herben Charme der Wiener Kontrolleure nahe: „Wo hamma denn den Fahrschein?“. Der Poet André Heller spricht, begleitet von seufzenden Geigen, in seinem „Wienlied“, das er 1967 als 20-Jähriger veröffentlichte, über „all die Säulenheiligen der Kultur, darunter Protagonisten des Wiener Fin de Siècle und der europäischen Moderne, die sich mittlerweile selbst für Werbezwecke der gehobenen Tourismusindustrie eignen“ (© Ulrich Weinzierl). Wenig schmeichelhaft meint Andre Heller auch: „Wean du bist a oide Frau“. „Vienna is calling“, ruft uns Falco zu. Mit schwarzem Humor behauptet Georg Kreisler: „Wie schön wäre Wien ohne Wiener“ und „Der Tod muss ein Wiener sein“. Bitterböse regt er zu “Tauben vergiften im Park” an. Unbekannt war mir, dass Leonhard Cohen im Lied „Take This Waltz“ wie in einer Ballade Erinnerungen über eine Liebesbeziehung in Wien zum Ausdruck bringt. Selbst Billy Joel fragt in seinem Song “Vienna”: „When will you realize, Vienna waits für you?“ Wien wartet auf Sie! “Schauen Sie sich das an”, ladet Karl Farkas ein.
© Eva Filice 2024-02-20