by SCHĂ–Ngeist
Da oben im Himmel
Felix ist ein aufgeweckter 4-jähriger Junge. Er geht gerne in den Kindergarten, dort hat er viel Spaß mit seinen Freunden. Am liebsten geht er mit seinem Papa in den Park um dort dem Fußball hinterher zu jagen. Auf den ersten Blick unterscheidet den kleinen Jungen nichts von anderen Kindern in seinem Alter.
Trotzdem ist etwas anders. Felix hat einen Bruder im Himmel, und JA das ist etwas ganz Besonderes. Felix weiß, dass sein Bruder Tobias krank war und er mit knapp 2 Jahren entschieden hat, dass er nicht mehr auf der Erde leben möchte. Das heißt nicht, dass er nicht mehr Teil seiner Familie sein wollte – ganz im Gegenteil – er begleitet seine Familie nach wie vor – nur eben anders – auf seine Weise.
Wenn Felix ganz große Sehnsucht nach seinem Bruder hat, und diese Momente kommen natürlich vor, dann kuschelt er sich mit Mama und Papa zusammen und lauscht den Geschichten die sie erzählen. Gemeinsame Erlebnisse aus der Erinnerung hervor zu holen, das tut nicht nur Felix gut, sondern auch seinen Eltern.
Gemeinsam mit seinen Eltern hat Felix Rituale entwickelt, mit denen er sich seinem Bruder noch näher fühlt als er das ohnehin schon tut. Immer wenn Felix einen Luftballon bekommt, lässt er ihn steigen. Er schickt ihn sofort in den Himmel und schaut ihm so lange nach bis er ihn nicht mehr sehen kann. Er weiß sein Bruder sitzt jetzt mit strahlenden Augen gemütlich auf einer Wolke, hält den Luftballon fest in seinen Händen und zeigt ihn stolz den Engeln die um ihn herum fliegen.
Wenn der Himmel rot gefärbt ist, dann backen die Engel im Himmel Kekse, das hat Tobias in einem Weihnachtsbuch gelesen. Jedes Mal wenn er einen rot gefärbten Himmel sieht dann wissen er und seine Eltern, dass im Himmel gerade eine Party steigt! Dass sein Bruder ein echter KĂĽnstler ist, hat Felix eines Morgens selbst entdeckt, denn die Wolken waren in den frĂĽhen Morgenstunden auf dem Weg zum Kindergarten so schön gezeichnet, da sagte Felix voller Stolz: “das hat Tobias fĂĽr mich gemalt!”
Wenn der Sommerurlaub vor der Tür steht, ist die Stimmung der Familie, bevor sie in den Flieger steigen immer einzigartig. Alle sind ruhig und voller Vorfreude, aber nicht nur auf den Urlaub, denn beim Fliegen hat die ganze Familie das Gefühl, Tobias noch ein bisschen näher zu sein.
Auf den Friedhof zu Tobias Grab geht Felix nicht immer gerne. Für seine Eltern ist das völlig okay. Felix weiß, dass sein Bruder ihn beschützt egal wo er ist und was er tut. Manchmal verlässt er sich aber zu sehr auf ihn und stellt fest, dass er beim Rad fahren oder beim Rodeln schon auch selbst aufpassen muss um Stürze zu vermeiden.
Angst vor dem Tod hat Felix nicht, schlieĂźlich weiĂź er ja wer im Himmel auf ihn wartet und mit wem er dort spielen kann.
Und ganz ehrlich, jeder von uns hat doch dort oben jemanden, der auf einer Wolke sitzt und auf einen wartet oder?
© SCHÖNgeist 2019-04-11