Darf ich mich vorstellen?

Britta Marx

by Britta Marx

Story
2020

Obwohl mir leider das mütterliche Gen bei mir vergessen wurde, ließ ich mich von der hartnäckigen „Braterei“ meines damaligen Freundes weichklopfen, und wagte mit beinahe dreissig Jahren den Sprung in das Ehe- und Familienleben.

Ich war eine richtige Stadtpflanze – aufgewachsen in der Wiener Innenstadt – und daher verseucht vom Großstadtflair. Mein Leben wurde dominiert von meinem Job, meinen Pferden und schönen Abenden mit meinen Freunden.

Als ich dann in das Fach der Hausfrau und Mutter mit seriösem Manager-Gatten wechselte, vollzog sich auch ein Wechsel meines Umfeldes, da der Angetraute ein Leben im „Landhaus-Stil“ erstrebenswert fand.

Da der gute Mann, als wir uns kennenlernten, auf der Suche nach einem – seinem Status als Doktor der Wirtschaft und somit aufstrebendem Manager – adäquaten Hobby war, schien ihm meine Liebe zu den Pferden (ich brachte ja auch als „Aussteuer“ gleich zwei Exemplare mit in die Ehe) als sehr passende Freizeitbeschäftigung. Er erlernte ehrgeizig (wie sich herausstellte war sein Ehrgeiz Fluch und Segen für den Menschen) die Reiterei und befand dann, dass wir am Besten am Lande leben sollten. Der Background: ländliche Idylle gepaart mit Pferden und Lebensstil a la Landlord schien angemessen. Auch erschien es ihm opportun, mindestens zwei wohlgeratene Kinder anzuschaffen, was dem Image keinesfalls schaden würde.

Leider hatten die Vorstellungen meines Utopisten einen kleinen Haken: als das erste Kindlein ankam, fiel mein Verdienst aus und das zukĂĽnftige Landhaus war eine Dauerbaustelle, die Geld im Ăśberfluss verschlang. Was ĂĽbrigblieb verfutterten Pferde und Familie.

Auch hatte sich unser Ernährer und Landjunker das Leben mit einer Familie im Grünen weit lässiger vorgestellt, als es sich ihm nun präsentierte. Daher widmete sich unser Goldstück ausschließlich seiner Karriere und ich saß mit Kindern (planmäßig zwei Stück – von jeder Sorte eines) und dem Viehzeug: zweimal Pferd und zweimal Hund im ländlichen Grün und bewachte Staub und Schutt sowie wechselnde Handwerksburschen, die unsere Baustelle bevölkerten, die unser Heim sein sollte.

Mein, frĂĽher so eitel gepflegtes, Outfit schwand dahin und mein Haar hatte stets einen Touch von Staub.

Meine Träume von beruflichem Höhenflug machten Platz für eine Karriere als ländliche Managerin für Haus und Familie. So begann ich, meine Bücher mit genügend Zynismus zu verfassen.

Da der Erzeuger meines Nachwuchses sich aus der Affaire zog und sich einen neuen Wirkungskreis suchte, hatte ich das VergnĂĽgen, zu sehen, wo wir finanziell blieben, das war schlicht und einfach mĂĽhsam, aber ich schaffte es.

Wundervoll wäre es natürlich, wenn meine Bücher einen besseren Absatz hätten, aber leider geht ohne Werbung gar nix – und Werbung kostet.

Natürlich träumte ich – wie wohl jeder – davon, dass ich Unterstützung bei der Vermarktung bekomme – aber leider sind Träume nur Schäume – oder vielleicht doch nicht?

© Britta Marx 2020-11-24