Kommt das Ende nicht immer zum Schluss? Ich würde es so definieren: Das Ende, es ist endgültig. Die endgültige Entscheidung oder das endgültige Geschehen, unwiderruflich. In meinem Fall das Ende einer Vorstellung. Das Ende davon, was ich mir die letzten 4 Monate vorgestellt und erhofft hatte und das Ende der Täuschung. Die Enttäuschung. Wie eine unsichtbare Faust, schlägt sie dir mitten ins Gesicht und du fängst an zu heulen, sobald du sie realisiert hast. Du weist nicht, wann und du weißt nicht wie. Sie zerstört die fantasievollen Zusammenreihungen deiner Wünsche. Nach einer heftigen Auseinandersetzung mit der Deutschlandchefin des Seifenladens erhielt ich nach kurzer Zeit die Kündigung zugesandt. Ich habe ein Händchen dafür mich mit Managern und Chefs anzulegen und es wunderte mich diesmal überhaupt nicht die Kündigung zu erhalten. Wochenlang war es Streitthema zwischen mir und meinem Freund, ich arbeitete zu viel. Ich lief von der Schule zur Arbeit und zu Hause direkt an den Laptop, bearbeitete Fotos oder schrieb noch eine Rechnung. Die Tage waren lang und die Nächte extrem kurz. Umso mehr ich arbeitete, desto weniger tat er. Thomas saß herum, er aß und er kochte. Wobei ich das Kochen nie kritisierte, ich war froh, dass er einer sinnvollen Beschäftigung nachging. Streit gab es trotzdem, fast täglich und die ständigen Eifersuchtsszenen hatten kein Ende. Ich hatte es satt mich rechtfertigen zu müssen, immer zu erwarten er würde etwas für uns planen oder etwas Spaßiges unternehmen. Stattdessen widmeten wir uns in meiner Freizeit meiner Instagram Follower Liste, sortierten aus welcher Typ mir folgen durfte und woher ich diese kannte. Wir hatten nur einen Monat um endlich zusammen in die lang ersehnte Traumwohnung zu ziehen. Eifersucht, Verbote und Misstrauen auf seiner Seite und keine Zeit, zu viel Hoffnung und Unsicherheit auf meiner, waren das Geheimrezept um uns letztendlich zum Ende zu führen. Noch bevor wir in die Traumwohnung zogen, trennten wir uns. Enttäuschung lässt Grüßen. Thomas wollte nie wirklich nach Köln ziehen, es war immer nur mein Wunsch. So ein großes Opfer zu bringen verlangt nach Gegenleistung, die ich durch das enorme Interesse am Weiterkommen nicht liefern konnte. Ich hatte nie daran gedacht eine Gegenleistung liefern zu müssen, um mit meinem Freund zusammenleben zu können. War es nicht unsere Zukunft? Unsere Wohnung? Umso mehr er herumsaß, desto mehr arbeite ich. Er war schon lange nicht mehr der, in den ich mich verliebt hatte, ich hatte es nur noch nicht begriffen. Den Umzug musste ich von nun an selber machen. Thomas ließ mich in der großen Wohnung sitzen, noch am selben Tag nahm er seinen Rucksack und fuhr zurück in die Heimatstadt zu seiner Mutter. In dem Moment schlug die Faust der Enttäuschung plötzlich zu und mit ihr das Ende meiner bisherigen Traumvorstellung. Die neue Wohnung konnte ich mir trotz des Arbeitens alleine nicht leisten. Ich fühlte mich beschämt dem neuen Vermieter und “unserer” derzeitigen Vermieterin die Neuigkeit mitzuteilen. Dazu kam, ich brauchte auf die schnelle eine neue Wohnung, was in Köln wie wir bereits wissen ein richtiger Kampf ist, vor allem mit einer frischen Kündigung im Gepäck. Habe ich was vergessen? Kam da nicht immer noch etwas nach dem Ende? …Falls ja, ich wäre nun bereit dafür.
© Nikita Friesen 2023-12-30