Das Erdbeer-Ende

Sabine Almhofer

by Sabine Almhofer

Story
Linz 2025

Ich konnte den von euch empfohlenen hochkalorischen Becher Schlagobers vor den RAPIDaren Grünen schützen und zur Gänze in die Sicherheit meines Magens befördern. Ich trage in Konsequenz meiner Gier die Casual-Hose mit der bequemen Taillenweite, die stramm an meinem Bauch klebt. Euch kleinen roten Erdbeer-Mafiosi hätte auch ohne es konkret auszusprechen, erdbeerklar sein müssen, dass in mir der innige Wunsch schlummert, nun Ruhe vor euch zu haben. Ich wollte definitiv NICHT, dass ihr euch mit Sonne vollpumpt, um die Anzahl der Zuckermoleküle auf die Höhe des Traunsteins ansteigen zu lassen. Meine Grenze “Nein” zu sagen liegt in der Höhe des Pöstlingberges. Dazwischen liegen 1098 Meter grenzenloses Beerenland und auch wenn Stacheldraht Berlin viele Jahre erfolgreich gespalten hat, kann ich mich mit dem Kratzen im Hals nicht anfreunden. Von Elektrozaun rät mein Hund Bob dringend ab, seit er vor ein paar Jahren einen angewedelt hat. Ich plädiere dringend darauf, euren Bereich als Niemandsland zu erklären!

Zusätzlich habt ihr eure kleinen aromatischen Freunde animiert. Wer hält den Zauberstab in Händen, der plötzlich auf all meinen Wegen Walderdbeeren wachsen lässt? Meine unsauberen Finger, aus denen mir das immer hungrige Hundemaul an meiner Seite alle paar Minuten Leckerlis entlockt, bohren sich durch fremde Zäune, um eines der winzig kleinen dunkelroten Früchte in den Mund zu balancieren. Ich beobachte meinen Wunsch nach hygienischen Essensbedingungen, wie er sich im Straßenstaub einwickelt und mir verspricht, dass diese Stelle garantiert nur 27 verschiedene Hunde mit ihrem Pipi markiert haben. 

Als ich mich in die Spar-Schlange einreihe und erschrocken meine Freundin als Kassiererin erkenne, schnappe ich in meiner Scham eine 16-Rollen-Packung super-weiches Klopapier und versuche das fetthaltige Molkereiprodukt, wegen dem ich den Supermarkt aufgesucht habe, dahinter zu verstecken. Wenn die Erdbeerzeit noch länger andauert und ihr roten Verführer mich in eure Partei zieht, obwohl ich politisch uninteressiert bin, kann ich meine Tarnungs-Klopapierrollen auf dem Schwarzmarkt verkaufen. Nach Passieren der Kassa bin ich offiziell stolze Besitzerin von 62 Rollen Klopapier und mein gesunder Ruf liegt unter dem Turm aus Klopapierrollen begraben.

Ihr müsst ein für alle Mal verstehen: ICH KANN EUCH NICHT ALLE RETTEN! Nach neun Aufenthalten in eurem Land, in dem ich zweimal bis zur letzten Minute rote Früchte in meinen Mund und meine Schüssel geschaufelt habe, konnte ich über 20 Kilo von euch vor Regengüssen und Hitzewellen, vor Ungeziefer und Schimmelansteckung in meinen Bauch retten. Die sofort geretteten wurden nicht bezahlt und nicht gezählt. Nun wünsche ich mir, dass mein Visum abläuft und für den Rest von euch übernehme ich keine Verantwortung. Ich nehme meine Immunität gegenüber Zucker wieder auf und wir sehen uns erst nächstes Jahr wieder. Um euch zu überzeugen, habe ich gestern eine Mango gekauft – das Methadon der Erdbeersüchtigen. Erdbeer-Punkt.



© Sabine Almhofer 2025-06-21

Genres
Humor & Satire
Moods
Komisch
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