Sie war meine beste Freundin im Kindergarten, ich mochte sie sehr. Beginn dieser Freundschaft war ganz einfach der Umstand, dass Freundin S. nicht im ersten Namen dafür aber im zweiten Sarah hieß. Sie trug damals und trägt heute also denselben Namen wie ich, nur halt an zweiter Stelle und auch nicht mit Bindestrich zwischen beiden Namen, weil ihre Großmutter meinen Namen einfach abscheulich fand. Freundin S. und ich waren Teil einer Kindergartenbande mit noch zwei kleinen Mädchen, J. und einer weiteren S., die aber nicht namensverwandt mit uns war. Mitglied in unserem exklusiven Kindergartenclub ohne Namen war außerdem ein kleiner Junge. Er hieß M. und war verliebt in mich, dies erzählte mir zumindest später meine Mutter. Ich hingegen bemerkte dies damals natürlich nicht, weil ich mich scheuklappenverliebt in einen ganz anderen Jungen, nämlich dem P., verguckt hatte. Besagten P. traf ich später, in der ach so kleinen Welt, als Teenager wieder. Er sah als Jugendlicher noch genauso aus, wie in unserer Kindergartenzeit. Da wurde mir klar, dass der kleine M. von damals sicher eine viel bessere Projektionsfläche für mein erstes Verliebtsein geboten hätte. Aber zurück zur Hauptperson. Leider trennten sich unsere beiden Wege nach dem Kindergarten, weil meine Mama es in einem anderen Stadtteil viel schöner fand. Aber das Leben meinte es gut mit uns, und so traf ich Freundin S. Sarah im Teenageralter wieder. Auch sie ist klar als sie wiedererkennbar, und das, obwohl sie ihre Identität nun unter einem anderen Nachnamen versteckt. Die roten Locken hat sie immer noch, nur halt in einem etwas dunkleren Farbton. Freundin S. kann ich ihren Kindergarten-Wiedererkennungswert, anders wie bei P., nicht zu ihrem Nachteil auslegen, denn sie war schon als kleines Mädchen sehr hübsch. Neben ihren roten Locken ist auch der Körper gut mitgewachsen, wenn auch nicht übermäßig viel. Mit 14 Jahren bin ich ihr jetzt einen Kopf voraus, sprich sie gehört körpergrößenmäßig zu den eher kleineren Damen. Aber eins ist mir sofort klar: Ihren eigenen Kopf hat sie über die vergangene Zeit mit in die Gegenwart gerettet – zu ihrem Glück! Nach anfänglicher Freude über ein erneutes Zusammentreffen unserer beider Leben in der ersten Klasse unserer berufsbildenden höheren Lehranstalt, wurde ein kleiner Machtkampf am Anfang der zweiten Klasse. Und zwar ging das so: Freundin S. war Mitglied in einer 4er-Mädchenbande ihrerseits und ich war ebenso Mitglied einer 4er-Mädchenbande meinerseits. Das eigentliche Problem war ganz simpel, und des Trubels überhaupt nicht wert, ein kleines Platzproblem. Kurz: Eine Bande hat den Kampf um dieselben begehrten zwei Schulbänke letztendlich gewonnen, meine Bande war es leider nicht. So verging ein weiteres Schuljahr bis Freundin S. und ich wieder an unserem Freundschaftsband knüpfen durften. Dafür wurde es aber dann auch schön bunt und von da an waren wir beide froh, nun wieder in einer gemeinsamen Freundesbande zu sein.
© Kirschrot-Blattgrün 2020-06-29