Effektive Arbeit am System durch Change als Flippen erfordert das Wollen und die Einsatzbereitschaft der Vielen. Gleich zu Beginn. Möglichst viele Mitglieder der Organisation sollten möglichst gleichzeitig beim organisationalen Flippen aktiv werden, in ihren jeweiligen Einflussbereichen und mit Blick auf die gesamte Organisation. KIingt utopisch? TatsĂ€chlich reichen gĂ€ngige Konzepte von Beteiligung oder Partizipation dafĂŒr nicht aus. Denn sie fĂŒhren nicht zur nötigen Verbindlichkeit und “sozialen Dichte” im Prozess der VerĂ€nderungs- oder Transformationsarbeit.
Wie also lĂ€sst sich gemeinsame Arbeit am System mit allen Willigen beginnen? Die Antwort lautet: Durch Nutzung “Einladender Aktivierungswerkzeuge”. Aktivierungswerkzeuge erhöhen die Beziehungsdichte â statt nur zu beteiligen. Das Beste, einfachste und bekannteste Werkzeug dieser Art heiĂt OpenSpace oder OpenSpace Technology und wurde Mitte der 1980er-Jahre von dem Amerikaner Harrison Owen erdacht. OpenSpace-Konferenzen erlauben allen Willigen, durch bewusste Annahme der Einladung ihren freiwilligen Beitritt zu signalisieren. In OpenSpace können jene, die die Einladung zur Fliparbeit annehmen, sich ĂŒber ihre Beobachtungen und Lerneffekte austauschen und gemeinsam erarbeiten, welche Irritationen am System vermutlich eine konstruktive Wirkung haben könnten. OpenSpace erhöht die Dichte und QualitĂ€t der Beziehungen in der Organisation gleich von Anfang an. Es eignet sich zudem hervorragend fĂŒr eine groĂe, gemeinsame Retrospektive nach einer Periode von z.B. 90 Tagen gemeinsamer Arbeit am System.
Das Konzept der Einladung ist eng mit dem Prinzip derFreiwilligkeit verbunden. Es ist der Königsweg zur Freisetzung freien Willens in sozialen Gruppen. Dies ist auch der Grund, warum es in robusten Demokratien ein Wahlrecht gibt, aber keine Wahlpflicht. Im demokratischen Miteinander sind wir dazu genötigt, Immer wieder einzuladen! Echte Einladung aber kann angenommen und abgelehnt werden. Die Möglichkeit der Ablehnung ohne Strafe oder Ahndung ist dabei entscheidend: âWer nicht teilhaben will, die muss auch nicht!” Erst aus Annahme der Einladung aus freien StĂŒcken heraus kann das Engagement der Willigen erwachsen.
Traditionelle Change-Methoden ignorieren diesen Zusammenhang. Und erzeugen damit systematisch jene WiderstĂ€ndigkeit, die von FĂŒhrungskrĂ€ften und Change Agents oft beklagt wird. Ein Teufelskreis, in den fast alle bekannten Change-Methoden einzahlen. Einladung bricht mit den Dogmen des Change Management und den Spielregeln von des Managements als Steuerung. Hier gibt es keine Planungs- und Analysephase, keine Projektgruppe. Kein Implementieren, Umsetzen, Exekutieren, DurchfĂŒhren, Mitnehmen, Abholen, Ausrollen, Runterbrechen, âins Boot holenâ, Durchsetzen oder DurchdrĂŒcken. Diese Sprachbilder und Metaphern stammen aus Kontexten, in denen Zwang dominiert, nicht Freiwilligkeit.
© Niels PflÀging 2022-04-16