Aufmerksame Leser:innen haben vielleicht schon bemerkt, dass es in meinem ersten Buch exakt dasselbe Kapitel gibt. Also was die Überschrift angeht, meinte ich. Aber auch inhaltlich wird sich so viel nicht ändern.
Es wird nicht weniger, die klugen und gut gemeinten Ratschläge, die in Wirklichkeit eigentlich keine sind. Meistens sind sie immer noch anmaßend und fehl am Platz. Auch das Verlangen nach Bildern und Videos flacht nicht ab. Bevor ein “Hallo” oder ein “Wie gehts dir?” kommt, wird die Frage nach einem aktuellen Bild des Kindes gestellt.
Jetzt wo das Kind mobiler ist, und selbst von A nach B kommt, meint die Familie immer noch, sie müssten ihr bei den verschiedensten Dingen helfen. Beim Hinfallen wird sie aufgehoben und hingestellt, beim inkoordinierten führen des Löffels in den Mund, wird dieser aus der Hand des Kindes genommen und sie wird wieder gefüttert und die Liste könnte ich noch ewig lang führen. Irgendetwas wird sich immer finden.
Vielleicht ist es auch nur Ansichtssache und ich oder generell wir sehen viele Sachen als problematisch an, obwohl nur der gute Wille dahinter steckt. Ja gut, dass kann natürlich sein. Das eigentliche Problem ist aber immer noch das, dass einige Familienmitglieder keine Einsicht haben oder ein Nein nicht akzeptieren. Das beste Beispiel in unserem Fall ist, das Überdramatisieren von kleinen Unfällen. Folgende Sätze fallen, wenn etwas passiert:
Kind fällt hin, ohne sich ernsthaft wehgetan zu haben
Familienmitglied A: “Ohnein, hast du dir weh getan? Das sah aber sehr übel aus.”
Familienmitglied B: “Ja das ist schon ziemlich rot an der Stelle, und bluten tut es auch, sehr schlimm!”
Familienmitglied C “Ach du Scheiße”
Diese drei Sätze stellen Sie sich jetzt bitte noch total hysterisch und mit einem grazilen Hechtsprung zum Kind, vor.
Endgegner ist und bleibt im Übrigen die Eifersucht bei den Großeltern. Da denkt man, man hat schon genug mit der eigenen Kindererziehung zu tun und dann sitzen dir noch die Oma´s und Opa´s im Nacken, die sich regelrecht batteln um das Kind. Jedem muss man gerecht werden, es ist so lästig, dafür verantwortlich zu sein, dass ein ausgeglichenes Verhältnis herrscht. Wehe die einen haben das Kind öfters gesehen als die anderen und wehe sie schenken, dass coolere Geschenk und wehe sie engagieren sich mehr. Vermeintlich sarkastische Sprüche und das verdrehen der Augen gehören da schon zur Tagesordnung, wenn man dann Mal von den anderen Großeltern erzählt
ABER
Wir haben für uns schon recht schnell beschlossen, niemanden hinterher zurennen. Wir empfangen jeden mit offenen Armen der uns und die kleine sehen möchte und mit Eigeninitiative an die Sache herangeht. Es ist ja schließlich nicht so schwer nachzufragen, ob man auf einen Kaffee vorbeikommen kann.
© Jessica Riedl 2023-11-19