Das ‘wir-schenken-uns-nix-Geschenk’

Annemarie Hülber

by Annemarie Hülber

Story

Strom, Gas, Treibstoff, Lebensmittel. Alles ist so teuer geworden. Sparen ist angesagt. Deshalb machen wir es dieses Jahr wirklich. Ehrlich! Nicht nur leeres Gerede, wie jedes Jahr. Heuer – keine Geschenke zu Weihnachten! Ich kann jetzt schon sagen, dieses Vorhabe wird scheitern. Ich werde mich nämlich nicht zurückhalten können.

Ich schenke so wahnsinnig gerne. Ich liebe Weihnachten, und keine Päckchen unterm Christbaum geht für mich gar nicht. Ich finde das auch gar nicht schwer, das Schenken. Oft hört man Leute stöhnen: ‘was soll ich dem/der nur schenken?’. Wenn das Schenken keinen Spaß macht, sollte man es lieber lassen, finde ich. Es kommt ja auch nicht auf den Wert des Geschenkes an. Das Ziel soll sein, Freude zu bereiten.

Selbstgebasteltes geht immer – und ich bin wirklich keine großartige Werkerin. Die Physiotherapeutin bekommt selbst gestrickte Socken, weil sie immer über kalte Füße klagt. Befreundete Hundebesitzer bekommen Hundekekse aus eigener Produktion für ihre Fellnasen. Meine Freundinnen bekommen kreativ gestaltete Gutscheine für eine Frühstückseinladung, persönlich erstellte Fotokalender oder kleine Geschichten. Letztes Jahr habe ich einen Krimikalender gemacht. Jeden Monat ein Kalenderblatt mit einem Kapitel. Im Dezember kennt man dann den Mörder. Ich habe selbst den größten Spaß beim Überlegen, Herstellen und Verpacken der Geschenke.

Ich gebe zu, ich kaufe auch. Manchmal sehe ich etwas, da weiß ich genau, das ist ideal für den/die. Da kann ich nicht widerstehen. Die oberste Obergrenze für gekaufte Geschenke, die wir uns ja nicht schenken wollen, haben wir mit 20 Euro festgelegt.

Keine Päckchen unterm Christbaum geht gar nicht. Nämlich keine Päckchen für Kinder, deren Eltern es sich echt nicht leisten können. Deshalb werfe ich mir kurz meine verrosteten Engelsflügerl um und fülle einen Spendenerlagschein aus oder besorge ein Geschenk und mache bei einer der vielen Hilfsaktionen mit. Geht ganz einfach. Ich habe Spaß beim Schenken und kann mir die kleine Spende leisten, verdienen also keinen Orden und schon gar keine Flügel dafür.

In meinem Brief ans Christkind wünsche ich mir, dass viele Menschen bei Hilfsaktionen mitmachen und zu Weihnachten dann ganz viele Kinderaugen strahlen, aufgeregte Kinderhände am Geschenkpapier reißen und einfach Freude herrscht.

© Annemarie Hülber 2022-11-17

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