by Doris Huszar
Hallo Doris. Ich bin Tom, verheiratet und möchte das auch bleiben. Dein Profil gefĂ€llt mir wĂŒrde mich freuen von dir zu hören. Lg Tom! Lieber Tom habe ich geantwortet, Danke fĂŒr Deine ehrliche Nachricht. Freue mich sehr darĂŒber, dass du verheiratet bleiben möchtest und wĂŒnsche dir viel Erfolg dabei. Lg Doris. Normalerweise antworte ich nicht auf so etwas aber ich tat es trotzdem. Meldet sich ja eh nicht mehr nach so einer Antwort. Aber da irrte ich gewaltig. Tom lieĂ nicht locker und ich war aufgefordert ihn meinen Standpunkt zu erklĂ€ren. Ich wollte damals noch die groĂe Liebe finden aber keinen Mann der verheiratet war. Das geht ja gar nicht. Tom akzeptierte meine Haltung und ich konzentrierte mich wieder auf andere Bewerber verschiedener Dating Seiten. Irgendwie war meine Konzentration aber stĂ€ndig gestört da Tom trotzdem OHNE HINTERGEDANKEN immer wieder was von sich lesen lieĂ. Mal ein guten Morgen GruĂ, mal ein Hallo wie geht es? Und dann wieder ein: schönen Abend. Nach einer Weile war auch eine virtuelle Sympathie da. Wir schrieben ĂŒber dieses und jenes. Ich lachte mit Tom trĂ€nen. Wir versanken in eine Welt der Datingfantasie. Obwohl wir Fotos von uns kannten, lebte jeder mit einer Fantasievorstellung des anderen. Das war herrlich. Man konnte nicht enttĂ€uscht werden. Eines Tages schrieb mir Tom er wĂ€re beruflich in meiner NĂ€he, ob ich nicht Lust hĂ€tte auf einen Kaffeetratsch mit ihm? Er wollte unbedingt wissen, wer hinter der Person steckt, mit welcher er so gut lachen kann und ĂŒber alles reden. Nach langer Ăberlegung willigte ich dann aber doch ein. Er kannte ja meinen Standpunkt und nach 5 Monaten Briefkontakt kann man sich schon mal treffen. Nebenbei versicherte er mir ich hĂ€tte nichts zu befĂŒrchten, weil seine Ehefrau und er leben in einer offenen Beziehung die weiĂ davon und hĂ€tte auch sein Profil erstellt, fĂŒr ihn. Ob ich an so etwas glaube oder nicht möchte ich in dieser Story nicht zum Thema machen, sondern nur kurz ansprechen. Ich glaube nĂ€mlich NICHT daran. Ich machte mich schick und wir trafen uns in einer netten Bar. Das erste Mal gegenĂŒberstehen war schon sehr seltsam, weil plötzlich das Bild, welches man immer hatte, ein anderes ist, auch wenn es derselbe Mensch vom Foto ist, in meiner Welt sprach er anders bewegte sich anders und roch auch anders. Als ich fĂŒr den ersten Schluck zu meinem Glas greifen wollte, war eine Frau schneller als ich, schĂŒttete es mir ĂŒber meinen Kopf schrie: DU HURE, und schlug Tom ihre Handtasche ins Gesicht. Tom sprang sofort auf und wollte ihr nach. Doch er blutete ziemlich stark aus der Nase. Ein NasenflĂŒgel klaffte auseinander. Ich zahlte, brachte Tom in das nĂ€chste Krankenhaus, wartete bis die Wunde genĂ€ht war und fuhr ihn wieder zu seinem Auto. Ich habe von Tom nie mehr etwas gehört oder gesehen. Ob das seine Frau oder eine andere Freundin war werde ich nie erfahren, ist mir aber auch egal. Eines ist sicher: Jedes Mal, wenn Tom in den Spiegel schaut, wird er sich daran erinnern.
© Doris Huszar 2021-10-23