… definitiv eine fiktive Geschichte

Emma Kleyböcker

by Emma Kleyböcker

Story

Ich wünschte, ich könnte unter meine Tagebucheinträge „Eine fiktive Geschichte“ daruntersetzen. Dort, wo das Papier vom Salzwasser aufweicht.


Warum es mich nicht ĂĽberraschte? – Weil ich alles fallen lieĂź. Am Abend meine Vorhaben, mich fernzuhalten. Am Morgen MĂĽslischĂĽsseln und dich. Die Scherben bohrten sich in mein Fleisch.

Weil ich an „Drücken“-Türen zog.

Weil ich Bierflaschen im Gras liegen lieĂź, Mehrweg hin oder her, weil ich bei dir nur den Einweg kannte. Und zwar zurĂĽck zu dir.


Blauen Augen vertrau’ ich nicht mehr. Sie sind so klar, du denkst, du erkennst jede Lüge.

Was soll ich sagen? Blaue Augen sind kalt wie Eis. Was ich im Winter nicht gebrauchen kann, wenn mir die Kälte in den Kragen und aus dem Herzen kriecht.

Warum muss ich mich bloß im Spätsommer verlieben? Dann bin ich im November wieder allein.

Vielleicht ist das gut, dann bin ich gezwungen, mich mit meinen Gedanken auseinanderzusetzen, da es keine spontanen Pläne um 22 Uhr, Partys oder Ablenkung gibt. Vielleicht soll der Sommer leicht sein, Herzschmerz bringt zu viel Schwere.

Warum finden bloĂź alle einen Platz zum Ăśberwintern?

Ich frier’ vor deiner frisch gestrichenen blauen Tür, an deren Rahmen die Eiszapfen hinunter ragen. Friere dort fest. Sonst würd’ ich ja gehen.


Diese Großstadt bist nicht du, da ich achtzehn Jahre dort verbracht hab’, bis ich dich kennenlernte, doch wenn ich wieder in die Heimat fahre, denk’ ich nur an unsere Zeit.

Was du wohl machst. Ob wir uns ĂĽber den Weg laufen. Wie ich die Stadt geliebt, aber dort nie Liebe gefunden habe, die erwidert worden ist.

Ich mag die Anonymität, aber nicht, dass wir uns wieder fremd sind.

Ich gehör’ in diese Großstadt, doch ich gehör’ nicht mehr dir, also bleib’ ich lieber weg (von hier).

Du kommst mit dichten Häuserfronten, Taubenscheiße und Menschenmengen klar, doch meine Aufmerksamkeit engt dich ein (und ich fühl’ mich scheiße).

© Emma Kleyböcker 2024-12-10

Genres
Novels & Stories