Dei Mudda ihr Gesicht…

Wäbr

by Wäbr

Story

Passend dazu: “Beautiful”-Seed

„Dei Mudda ihr Gesicht schreibt Positivtagebuch“ war so ungefähr die erste Reaktion auf den Ratschlag bei der Therapie, jeden Tag zwei bis drei positive Dinge zu notieren, um aus der Spirale mit den negativen Gedanken langsam wieder raus zukommen.

Nach zwei Monaten und 62 Einträgen (ja, ich hab nachgezählt!) muss ich sagen: geiler Scheiß. Anders als am Anfang schreibe ich mein liebevoll genanntes „Pagebuch“ in den letzten Wochen immer morgens, nach dem Frühstück. Es ist ein tolles Gefühl den Tag mehr oder weniger damit zu starten, die schönen Erlebnisse von gestern festzuhalten. Und ich dachte mir, weil das letzte halbe Jahr so schwer für mich war, ist es erfrischend diese schönen Erlebnisse auch nochmal abzutippen, um mir die Highlights immer wieder durchlesen zu können.

Hier ein paar Auszüge:

Donnerstag, 23.06.: „Freibad-Pommes“

Sonntag, 26.06.: „Nicht so müde wie die letzten Tage; Sport gemacht trotz starker innerer Unruhe.“

Mittwoch, 06.07.: „Nadel-Exposition gestartet, Marienkäfer gesehen, Kaiserschmarren mit D. und J. gegessen.“

Samstag, 09.07.: „Frühstücken mit E., Sonnenblume für den Balkon gekauft, Tapas mit H. gegessen.“ Nachtrag: die Sonnenblume hat es leider nicht geschafft

Sonntag, 17.07.: “Federball mit B., Sonnenblume von A. bekommen, Wasserratte hat aus der Hand gefressen.“ Nachtrag: Auch diese Sonnenblume hat es leider nicht geschafft

Dienstag, 26.07.: „Getraut ein Rollenspiel in der Einzeltherapie zu machen, Sport, Frühstücks-Ritual etabliert.“

Dienstag, 09.08.: „Klinik-Entlassung, Frühstück mit P., Yoga draußen, 1h Laptop geschafft ohne Panik-Attacke“

Samstag, 13.08.: „Urlaub gebucht, Sport, B. ins Freibad-Becken geworfen.“

Donnerstag, 18.08.: „Neues Back-Rezept probiert, Küche aufgeräumt, Serienabend gemacht.“

Montag, 22.08.: „Vorbereitung für Einzeltherapie gemacht, Sport, Krankenkasse wegen Wiedereingliederung geschrieben.“

Mein Fazit:

Anders als erwartet, gefällt mir das “Pagebuch” und ich werde es fleißig weiterschreiben. Es ist auch interessant meine Entwicklung zu sehen, zu Beginn ist es mir sehr schwergefallen, was Positives zu finden. Tatsächlich lässt sich allerdings jeden Tag was Positives finden und wenn es nur das Wetter ist, ein Eichhörnchen oder das Essen was man gekocht hat. Durch den Rückblick musste ich auch feststellen, dass ich zwei Sonnenblumen auf dem Gewissen hab, vielleicht hole ich mir in den nächsten Wochen nochmal eine, denn wie man ja weiß, sind alle guten Dinge Drölf (oder so ähnlich).

Photo by Todd Kent on Unsplash

© Wäbr 2022-08-23

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