Deine Narben…

Lifegram

by Lifegram

Story

Eingekuschelt in meine Lieblingsdecke sitze ich auf meinem Dach. Vor mir kann ich die kleinen Sterne beim Leuchten beobachten und sehe sogar wie eine Sternschnuppe über den Himmel zieht und irgendwo da draußen vielleicht gerade irgendjemanden größten Wunsch erfüllt. Meiner ist es heute nicht, also habe ich genug Zeit in meiner dunkelgrauen Nachdenkwolke ganz heimlich, still und leise zwischen all den lauten Großstadtlärm zu verschwinden.

Zwei Jahre tue ich bereits mein Bestes, doch wann weiß ich, dass ich über dich hinweg bin? Wenn mich jemand fragen würde, ob du mir heute noch fehlst, so müsste ich sagen, ich kenne die Antwort nicht. Gehörst du zu meinen Schwächen – nein, ich denke nicht. Du bist zu meiner Stärke geworden. Durch all deine Taten, bin ich die geworden, die ich nun jeden Morgen im Spiegel zu sehen bekomme. Eine starke und selbstbewusste Frau? – ja! Eine Frau mit sichtbaren und doch auch unscheinbaren Narben? – ja die auch. Doch aus meiner Sicht bist du nicht Teil meiner Schwächen, denn Schwächen trägt man mit, mit sich. Ich habe mich umgedreht, dir in die Augen gesehen und gesiegt. – gesiegt für mein eigenes Leben und meine Träume, die ich mir nicht nehmen lasse.

Heute kann ich sagen, ich denke weniger an dich. Klar, du verkörperst viele der Narben an der Betonwand um mein Herz, doch du bist kein präsentes Gespenst in meinen Genhirnhemisphären. Ich weiß noch, genau wie ich mich bei dir gefühlt habe – sicher, beschützt und warm behütet – doch ich weiß auch wie ich unser “wir” davonziehen habe gesehen. Es ist in der Ferne verschwunden und hat sich kein einziges Mal umgedreht, also werde ich das auch nicht tun. Ich richte jeden Morgen meine Krone, setze ein Lächeln auf und mache aus dem Tag das für mich Bestmögliche.

Ohne dich fühle ich mich anders. Nicht mehr so schwer, denn so viel Ballast ist von meinen Schultern gefallen. Ich fühle mich auch frei – ich kann sagen wonach mir ist, muss nicht darüber nachdenken, was meine Worte mit dir machen könnten. Ich kann das Licht wieder sehen am Ende des Ganges. Ja, noch lange bin ich nicht dort, doch der Lichtblick alleine ist mir Hoffnung genug. Vielleicht schaffe ich eines Tages den richtigen Schlüssel für die Wand rund um mein kleines zerbrechliches Herz zu finden. Doch bis dorthin, sorge ich dafür, dass es sich nicht in alle Einzelteile zerlegt, denn so besteht noch die Hoffnung, dass es sich eines Tages wieder zusammenbauen lässt – vielleicht gibt es da draußen ja noch den richtigen Handwerker für den mein Herz das schönste Kunstwerk zu sein scheint.


© Lifegram 2023-11-13

Genres
Novels & Stories
Moods
Emotional, Reflektierend, Traurig
Hashtags