Denn wie du mir, so ich dir II

Carla K

by Carla K

Story

Da eine neue Story. Du lachst ausgelassen und tanzt anzüglich mit deinen neuen Freunden. Den Leuten denen wir früher schiefe Blicke zugeworfen und uns Augen verdrehend angesehen haben, wenn sie im Unterricht wieder irgendeinen dummen Mist von sich gaben. Wir sind verlorene Seelen gefangen in Erinnerungen und Emotionen. Verloren, weil wir uns so lange selbst belogen. Ich vermiss’ dich mehr als ich zugeben kann. Dir gehört mein ganzes bisheriges Leben. Geh’ bitte sorgfältig damit um, umschließe es in deinem Herzen wie deine Hand Scherben aufsammeln würde. Wir waren wie Schwestern, Seelenverwandte. Jetzt lass uns die Scherben sammeln, uns an ihnen entlang hangeln und festhalten wie an einem Schwimmring, der aber nur eine von uns trägt.

Ich werde vermutlich nie einen Ersatz für dich finden. Denn dir gehört mein Leben, meine Kindheit, meine glücklichsten und traurigsten Erinnerungen und Gedanken. Ja vor allem die Gedanken, die Bösen die sich nachts an meinem Bett empor ranken und mich aufzufressen drohen. Du hast eine unfassbare Macht über mich, von der du vielleicht nicht einmal weißt. Die gleiche Macht habe ich auch über dich nur, dass ich damit überhaupt nichts anzufangen weiß.

Die Fotos zeigen, dass du anscheinend mehr Glück hattest als ich. Dein Lachen ist vielleicht echt – vielleicht auch nicht. Aber immerhin hast du schnell eine geeignete Alternative – oder bloß ein Zeitvertreib – für mich gefunden. Ich sollte mich für dich freuen, denn auch wenn zwischen uns ein umgekipptes Bücherregal voller aussageloser Sätze und wirren Wörtern liegt, so wünsche ich dir doch immer noch das Beste. Auch wenn ich es gerne wäre. Das Beste. Ich wäre gern dein bestes, weil ich weiß genau, dass du meines warst.

Vermutlich werde ich niemals wieder jemanden finden mit dem sich lachen so leicht anfühlt – fast wie fliegen. Mit dem ich weinen kann, ohne mich für den Grund zu genieren, sei er auch noch so belanglos. Mit dem ich in Erinnerungen versinken und ertrinken kann, weil er von jeder einzelnen ein Teil war. Mit dem sich Heimweh in Zuhause verwandelte, weil du dein eigenes Format von meiner Heimat warst. Ein Stück das zum Gegenstück gehört.

Wieder eine neue Story. Ich möchte dein Gesicht sehen, irgendwie aber auch nicht. Das Mädchen von den Fotos an meiner Wand, das Mädchen mit meinen Erinnerungen in der Hand, das Mädchen mit dem Pferde stehlen gar nicht nötig war, weil wir einander hatten und das reichte. Dieses Mädchen existiert nicht mehr. In ausschmückenden Szenarien welche die Realität vertuschen, da vielleicht. In Erinnerungen und Wunschvorstellungen, da vielleicht auch. Doch im Hier und Jetzt, da ist sie dieser Version von den Fotos gewichen. Meine Erinnerungen fühlen sich nicht mehr nach zu Hause an, und du bist es auch nicht mehr. Bist mit einem Stück meines Lebens einfach fort gegangen. Und jetzt bist du bei ihr. Ein Teil von ihnen keiner vom Wir. Und genau aus diesem Grund tippt mein Finger nicht, wie von allein, auf die Story, sondern direkt ohne scheu auf den Unfollow Button. Denn wie du mir, so ich dir.


© Carla K 2023-08-31

Genres
Anthologies
Moods
Emotional, Hoffnungsvoll, Inspirierend, Reflektierend, Traurig
Hashtags