Der Adler gegen die Schlange II

Jessica Trebing

by Jessica Trebing

Story

Diese Reaktion brachte auch mich ins Schwanken. Zögernd schüttelte ich den Kopf. “Nein. Ich bekomme manchmal Schwingungen, wenn Du es so nennen willst. Was Du denken könntest, was Dein Plan sein könnte, was Du vorhaben könntest … Aber es ist, keine Ahnung – es ist wie eine Blockade, kurz bevor ich dort ankomme, um es wirklich zu erfahren”. Ich weiß nicht genau, was an meinen Worten EJ nun aus der Fassung brachte. Aber EJ ballte die Fäuste zusammen und starrte zu Boden, der Blick hin und her abtastend, als würde der Boden das geben, was EJ sucht. EJ murmelte etwas, so gedämpft, dass ich es nicht verstand. Ich merkte, dass die Wut wieder in mir hochkochte. Doch ich versuchte sie zu unterdrücken. Eventuell mit etwas Ruhe und Zeit, würde EJ selbst darauf kommen, dass das hier alles ein großer Fehler war. “Weißt Du, ob Adam dies auch fühlt?” Hätte ich die Wut doch nur herausgelassen. Ich konnte richtig hören, wie das Band, das uns zusammenhielt, in Scherben zersplitterte. “Adam? Du fragst mich ernsthaft nach diesem Ding? Deiner Fehlkonstrukt-” “Wage es nicht.” Da war er wieder, der zielsichere, raue, fast knurrende Ton von EJ. “Ich soll es nicht wagen?” Nun hielt mich nichts mehr zurück. “Du hast nichts dagegen getan, dass ich verletzt wurde. Ich soll es nicht wagen?!” Meine Stimme wurde immer lauter und lauter. “Du hast mich hierher geholt, hast mir diese Fessel angelegt, ohne mich zu fragen!” Wie in Rage fiel ich mit den Worten über EJ ein. Gefühlt drängte ich EJ immer mehr in eine Ecke, an die unsichtbare Wand. “Das hier war Dein Plan, Deine Idee. Nicht meine! Du hast mich hier eingesperrt, ohne Grund-” “Weil ich Dich beschützen wollte!” EJ’s Worte waren schrill, laut, voller Frust und Angst. Nun hatte ich EJ an die Wand gedrückt und bekam endlich meine Gegenreaktion. Doch diese verwirrte mich nur noch mehr. “Mich beschützen? Wovor?” Mit meiner Frage erkannte ich, dass EJ es bereute, diese Worte gesagt zu haben. Denn nun war der Punkt of no Return erreicht. Meine Fragen mussten beantwortet werden. EJ hielt ein paar Sekunden inne. Ich konnte regelrecht fühlen, wie EJ abwägte, ob ich die ganze Wahrheit erfahren sollte, ob es noch Alternativen gäbe. Ein langer Seufzer und ein Kopfschütteln, als würde EJ im Zwiespalt mit sich selbst sein. Dann gab EJ mir endlich Antworten für diese Farce hier: “Vor Tohuwabohu.” Ich war völlig irritiert, doch ich fragte nicht nach und ließ EJ aussprechen, aus Angst meine Widerfragen könnten EJ stoppen. “Tohuwabohu suchte etwas, und zwar Dich. Naja, nicht direkt Dich. Eine Art Lebenskraft, um den Plan umzusetzen. Als Tohuwabohu Dich sah, war diese Kraft gefunden.” Ich erinnerte mich an die Sekunden vor dem Kampf, an Tohuwabohu Grimasse und das verzerrte “Kýr”. “Genau, Kýr. Im Kampf konnte ich Tohuwabohus Vision sehen. Ganz nach dem eigenen Sinnbild. Und auch wenn meine Vision eine andere war, so waren wir gleich. Auch Tohuwabohu wollte Gestalten, die ähnlich waren, nachfolgten. Wie konnte ich es mir also anmaßen, Tohuwabohu zu vernichten? Auch meine Idee stieß nicht nur auf Fürworte.” Schön und gut, aber: “Was hat das mit mir zu tun?” “Ich hatte gesehen, wozu Du imstande warst. Gleichzeitig empfand Tohuwabohu das gleiche wie ich für Dich. Ich-” “Moment.” Ich versuchte die Brocken zusammenzusetzen.”Du hast mich hier eingesperrt, aus Angst? Vor mir?”


© Jessica Trebing 2024-09-02

Genres
Science Fiction & Fantasy