Der alte Dachs

„Seid euch da mal nicht so sicher“, hörten sie da eine kratzende Stimme. „Der Wald zieht sich zurück, jawohl.“ Es war der alte Dachs, der das Gespräch mitbekommen hatte. Der alte Dachs lebte ein Stückchen entfernt von den anderen Tieren, tief im Wald.

„Der Wald zieht sich zurück? Aber wo läuft er denn hin?“, fragten Herr Schnüffel und Frau Eichhörnchen wie aus einem Munde.

„Er läuft nicht davon! Der Wald ist krank. Und ihr habt ihn krank gemacht. Ihr dürft nicht so viele Beeren sammeln und nicht so viele Äste abbrechen. Die Insekten verhungern, die Bäume leiden, der Boden wird steinig.“

„Mein Sammeln soll das machen?“, fragte Frau Eichhörnchen schockiert.

„Genauso schlimm ist der Ruß, den ihr aus euren Schornsteinen pustet. Er setzt sich auf den Blättern ab! Und du, Herr Schnüffel, hast du nicht vor einiger Zeit in unseren See gepüschert? Auch das macht den Wald krank!“

„Ich wusste nicht, dass der Wald das nicht mag“, sagte Herr Schnüffel kleinlaut. Er war Spazieren gewesen und die nächste Toilette zwanzig Minuten entfernt.

„Doch, ganz bestimmt! Ihr müsst endlich euer Verhalten ändern! Sonst gibt es eines Tages keine Beeren und kein Holz mehr und das ist dann eure Schuld, jawohl!“

Da wurden Herr Schnüffel und Frau Eichhörnchen ein bisschen wütend. Was bildete dieser alte Dachs sich ein? Herr Schnüffel arbeitete hart und ein paar Beeren und ein warmes Feuer hatte er sich ja wohl verdient.

„Unsere Schuld? Nein, das glaube ich nicht“, sagte er, verschränkte die Arme und zeigte dem Dachs die kalte Schulter.

„Alter Dachs, solche Reden möchte ich in meinem schönen Laden nicht hören!“, sagte Frau Eichhörnchen. „Und nun möchte ich Sie freundlich bitten, mein Grundstück zu verlassen.“

Der alte Dachs blickte die beiden mies gelaunt an. „Ihr werdet schon sehen“, grummelte er und ging dann seines Weges.

„Was für ein unangenehmer Zeitgenosse“, sagte Frau Eichhörnchen.

„Vielleicht“, sagte Herr Schnüffel. Doch er schaute dem alten Dachs nach und nuckelte sanft an seinem Ohr, wie er es häufig tat, wenn er angestrengt nachdachte.

„Lieber Freund, brauchst du noch etwas?“, fragte Frau Eichhörnchen. Herr Schnüffel zuckte zusammen und besann sich. Er ergriff seine Einkäufe.

„Nein, vielen Dank. Tschüss, bis die Tage!“, sagte er und hoppelte nach Hause. Auf dem Weg war er ganz in Gedanken.