Der Fall Angie: True Crime aus Barcelona II

Am 19.2.2008 wurde in einer Ferienwohnung in Barcelona eine 35jährige tote Frau aufgefunden. Sie lag nackt auf dem Sofa mit einer über den Kopf gestülpten Plastiktüte. Außer einer Perücke und schwarzen Stiefeln mit hohem Schaft wurde keinerlei privaten Gegenstände gefunden. Laut dem späteren Obduktionsbericht gab es weder Drogen noch sonstige fremde Substanzen in ihrem Körper. Keine Gewalteinwirkung. Jedoch wurde Sperma in Mund und Vagina mit jeweils voneinander abweichender DNA festgestellt. Laut der Agentur war das Loft von Ana María Páez Capitán gemietet worden, jener Frau, die man dort aufgefunden hatte. Auf den ersten Blick deutete alles auf eine missglückte Sexualpraktik in, auf erotisches Ersticken mit fatalen Folgen. Führte Anna ein Doppelleben?

Sommer 2006. Bei Promotex ging es hoch her, die Herbstkollektion war noch unvollständig und man suchte dringend nach einer weiteren Kraft. María Angeles Molina Fernández war keine ausgebildete Designerin wie sie es seinerzeit dem Produktionschef, mit dem sie eine intime Beziehung unterhielt, glauben gemacht hatte und so kümmerte sie sich seit geraumer Zeit ausschließlich um administrative Aufgaben, zu denen auch die Einstellung neuen Personals gehörte.

-Dann auf gute Zusammenarbeit Anna, du kannst mich Angie nennen.

Die neue Designerin war außergewöhnlich kreativ aber immer wieder wurde sie von ihren Kolleginnen ausgebremst. Die Hackordnung machte ihr zu schaffen. Angie hatte dies erkannt und setzte alles daran, sich ihr Vertrauen zu erschleichen.

In einem günstigen Moment eignete sie sich Annas Ausweis an. Nach und nach schloss sie auf deren Namen Lebensversicherungen ab. Als Begünstige gab sie stets eine gewisse Susana Bernáldez an.

Mitte 2007 wurde Angie das Geld knapp und sie beschloss zusätzlich Kredite aufzunehmen. Alles im Namen der Mitarbeiterin. Damit konnte sie ihren kostspieligen Lebensunterhalt bestreiten und außerdem die Prämien für die insgesamt auf eine Million lautenden Policen bezahlen. Zu ihrem Porsche Carrera gesellte sich nun erneut ein Hummer.

In der Firma lief es Ende 2007 nicht mehr gut. Die Finanzkrise schmälerte die Umsätze und man beschloss Maßnahmen. Anna sollte gehen. Angie konnte es nicht verhindern aber sie setzte sich für eine großzügige Abfindung ein.

Anfang 2008, als sich immer mehr ungeöffnete Korrespondenz in Angies Wohnung stapelte und sie laufend unangenehme Anrufe bekam, entschloss sie sich die Versicherungen einzulösen.

Sie mietete ein Loft für drei Tage und rief Anna an um sie dort zum Essen einzuladen. Danach fuhr sie in den Saunaclub American Gigolo und füllte das Sperma von zwei stattlichen Burschen in verschiedene Behälter ab.

Für Anna war ihre ehemalige Chefin eine Freundin, sie hatte Vertrauen zu ihr. Angie näherte sich ihr von hinten und drückte ihr so lange ein Tuch mit Chloroform auf den Mund bis sie nach vorne sank. Sie befestigte die Plastiktüte mit Klebestreifen und verließ die Wohnung.