Das Stiftsgymnasium Melk führte 1954 die Operette “Der fidele Bauer” von Leo Fall auf. Der Komponist wurde am 2.Februar 1873 in Olmütz geboren, damals Teil des Kaiserreiches Österreich. Gestorben ist er am 16.September 1925 in Wien.
Bekannt wurde Leo Fall vor allem durch seine Operetten, wobei besonders drei eine größere Rolle spielten, nämlich “Der fidele Bauer” (Libretto von Victor Leon), “Die Dollarprinzessin” und “Die Rose von Stambul”. Zunächst hatte er sich als Opernkomponist betätigt, allerdings mit wenig Erfolg. Seine Werke wurden übrigens von den Nationalsozialisten verboten, da er jüdischer Abstammung war!
Als nun das genannte Gymnasium das Werk aufführte, stellte sich heraus, dass für das Orchester einige Musiker fehlten und sich die Melker Konviktsleitung an die Lehrerbildungsanstalt St.Pölten wandte mit dem Ersuchen, auszuhelfen. So kam ich als Hornist – zusammen mit anderen Kollegen – bei der Operette zum Einsatz.
Bemerkenswert war, dass die weiblichen Rollen auch von den männlichen Studenten des Stiftsgymnasiums übernommen werden mussten, weil es natürlich im Kloster keine weiblichen Schüler gab! Die Schminker hatten tolle Leistungen vollbracht, denn die jungen Burschen sahen wirklich wie bezaubernde Mädchen aus! Zum Verlieben! Die Hauptrolle hatte ein kräftiger Student inne, der über erstaunlich gutes schauspielerisches Vermögen verfügte. Er war auch sehr schlagfertig. Als er einmal die Kulissentür durchschritt und dabei die Türfüllung mitnahm, blieb er stehen, fügte sie wieder hinein und meinte lakonisch: “Das Holz ist nicht von mir!” Möglicherweise war die Aktion geplant. Jedenfalls gab es kräftigen Applaus.
Besonders ist mir auch ein Herr Schuster in Erinnerung, der offensichtlich als Claqueur engagiert wurde, weil er sehr oft bei diversen Szenen klatschte und vor allem ein gewaltiges Lachen erklingen ließ! Es wirkte natürlich sehr ansteckend! Die Veranstaltungen waren ein großer Erfolg und immer restlos ausverkauft. Natürlich war für uns “Aushilfskräfte” der Einsatz bei der Operette ein einmaliges Erlebnis mit besonderen Erfahrungen, weil ein Unterschied besteht, ob du in der Schule musizierst oder vor Publikum. Es erfordert eine besondere Konzentration.
Die Aufführungen fanden im Fasching statt. Das nützten wir Musiker aus, um an den diversen Tanzveranstaltungen nach unserem Einsatz teilzunehmen. Da ergab sich auch die einmalige Gelegenheit, hübsche Mädchen kennenzulernen. Bei den einheimischen Burschen waren wir zwar nicht gern gesehen, aber wir konnten doch einige Erfolge verbuchen!
Eine besonders hübsche Tänzerin, die mich zum Tanzen aufgefordert hatte, ist mir besonders in Erinnerung geblieben. Leider hatte ich verabsäumt, sie um ihren Namen und ihre Adresse zu fragen. Handy gab es damals noch nicht. Ich habe sie nie wieder gesehen oder getroffen!
© Hannes Zeisler 2022-01-06