Der Fischer und der Wassergeist Kelpie

MargaretevanMarvik

by MargaretevanMarvik

Story

Es ist friedlich und still. Wilde Natur, nackte Felsen und Gestein, die träge in die glitzerndeSonneragen, runden das Bild der teils rauen, teils lieblichen Natur ab. In den Abendstunden berührt die Sonne das Meer, und die Wolken spiegeln sich im Wasser wider. Daswarme Licht der Abendsonne umschmeichelt den Ort mit seinen kleinen bunten Häusern. Nichts erinnert mehr an das Toben und Schlagen der meterhohen Wellen vor einigen wenigen Stunden, in der Nähe des kleinen Ortes Ballydehob an der Südwestküste Irlands im Country Cork. Brilon, ein armer Fischer, hat eine große Familie ernähren. Aus diesem Grund ist er heute früher zur Anlegestellegelaufen. Um zwei Uhr in der Frühe soll es losgehen. Er setzt sich an die gewohnte Stelle und zieht seine grüne Strickmütze tief in die Stirn. Er genießt die Ruhe, die ihn in diesem kleinen Augenblick umgibt. Plötzlich wird die Stille durch ein donnerndes Toben des Meeres unterbrochen. Eine riesige Meereswoge erhebt sich majestätisch aus dem Wasser. Wie ein schwarzer Riese offenbart es sich und klatscht vergnügt in die Hände. Was er jetzt sieht, verzaubert ihn. Vor ihm erhebt sich eine zweite mächtige Welle, die ein schwarzes verirrtes Pony darstellt! Die triefende Mähne und der blaue Schimmer im schwarzen Fell dieses Wassertieres wirken unheimlich. Die Haut des Ungetüms verändert sich von Sekunde zu Sekunde. Es ist ein unsagbares, grausiges Schauspiel zugleich. In diesem Augenblick sieht es aus wie eine Robbe; weich im Fell, aber kalt wie der Tod. Er ist unfähig, sich zu bewegen, denn dieses Schauspiel hält ihn gefangen. Urplötzlich verwandelt sich der Wassergeist in schillernde schöne, dannin hässliche und böse Gestalten. Das Meer wütet– und das Peitschen der Wellen geht unaufhörlich weiter. Brilon sieht wie gebannt dem wilden Treiben des Meeres zu. An der Oberfläche des Wassers kommen mit leichten Schritten seine geliebte Frau und seine vier Kinder fröhlich winkend auf ihn zu. Mit einschmeichelnder Stimme rufen sie ihm zu: »Komm, Brilon, komm, wir sind hier, nimm unsere Hände. Wir werden gemeinsam an einen anderen Ort, einen schöneren Ort, gehen. Nie wieder werden wirHunger leiden.« Mit einer gewaltigen inneren Anstrengung muss Brilon sich zwingen den Blick dieses Schauspiels in eine andere Richtung zu lenken. Schlagartig wird ihm bewusst, dass er in dieser Nacht nicht zum Fischfang fahren darf. Vielmehr muss er seine Fischerkollegen warnen. Alle wissen, dass Kelpie eine große Gefahr für die Fischer des kleinen Dorfes ist.

Einige Stunden später, am frühen Morgen, ist das wilde Peitschen der überschlagenden Wellen vorbei. Das Meer ist wieder sanft und friedlich.

© MargaretevanMarvik 2021-04-14

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