Der Igel Waldemar

Berta-Dickens

by Berta-Dickens

Story
Bay 2025

Eigentlich wollte ich mit einem Märchenanfang beginnen. Also irgendwie mit: Es war einmal…..

Aber da die Geschichte in der Gegenwart spielt, fange ich nun einfach an.

In einer Eigenheimsiedlung am westlichen Stadtrand Münchens lebt eine nette Rentnerfamilie in ihrem Haus. Hier wurden viele Partys gefeiert, oft war der Obstler aus Österreich heimlicher Mitwisser dieser schönen Abende. Mittlerweile sind alle Beteiligten vernünftig geworden. Aber wie in Bayern gesagt wird: “Schee war’s!”

Wir sitzen bei einem Minigrillabend zusammen und unterhalten uns über “Dies ” und “Das”. Selbstverständlich kommen unsere Wehwehchen auch zum Gespräch. Immerhin hatten wir früher immer unsere Eltern belächelt, wenn die Tablettendose geöffnet wurde. Heute gehören wir auch dazu.

Wir sitzen also so da und plötzlich raschelte es im Gebüsch. Sandra und Egon, unsere liebe Rentnerfamilie, beruhigte uns.

Es ist NUR ein Igel, aber was für ein Prachtkerl. Er wurde schon immer Waldemar genannt. Mir kam es vor, als ob Waldemar genau zuhörte. Er blickte uns an, als wir über ihn sprachen. Dabei konnte ich sein verschmitztes Lächeln entdecken und es sah aus, als blinzelte er mir zu.

Er machte sich an sein Abendessen zu schaffen. Dieses wurde ihm von Sandra immer regelmäßig zur Verfügung gestellt. Das Problem dabei ist aber die Katze. Nun denn, sie ist schon reichlich erfahren, dass sie Waldemar den Vortritt lässt. Aber danach schmecken die Futterreste bekömmlich. So fällt für Waldemar Gang zwei heute leider aus.

Waldemar wohnt irgendwo, nicht weit entfernt vom Garten. Deshalb lässt er es sich bei dem netten Rentnerpaar gut gehen. Waldemar ist dank seiner stacheligen Haut gut gewappnet gegen Angriffe aus der Luft. Waldemar ist zwar für den Betrachter langsam unterwegs, aber er ist oft blitzschnell, wenn er auf der Jagd nach Käfern, Würmern und Insekten ist. Dabei kommt das Wort “Igel” aus dem Griechischen und heißt soviel wie “Schlangenfresser”.

Waldemar hat eine besondere Haut mit ca. 5000 bis 7000 Stacheln, die er einrollen kann. Diese dienen zu seinem Schutz. Die Katze beobachtet ihn beim Fressen und denkt hoffnungsvoll: “Eh Waldemar, lass mir etwas übrig.” Waldemar schmatzt und genießt. Wenn es nur überall so friedlich wäre. Waldemar schubst mit seiner spitzen Nase den Fressnapf gegen den Holzpfeiler der Terrassenüberdachung. Damit hat er den Blick frei, denn hinter ihm ist das Gebüsch.

Waldemar hat schon viele Neider erlebt. Deshalb fühlt er sich hier, trotz der ihn beobachteten Katze, sehr gut aufgehoben. Er kommt schon viele Jahre zur gleichen Familie. Hier hat er seine Ruhe und das Futter schmeckt. Ich freue mich, dass die Natur in unmittelbarer Nähe erlebbar ist und ich für schöne Momente nicht in den Zoo gehen muss. Schaut Euch auch einmal um und entdeckt die Natur, dazu benötigt es nur Ruhe und Zeit.

© Berta-Dickens 2025-06-23

Genres
Novels & Stories
Moods
Emotional, Hoffnungsvoll, Informativ, Inspirierend
Hashtags